Aktion von Schülern vor der Gedenkstunde zum Jahrestag der Pogromnacht
Warum sehen Menschen einfach weg, wenn andere in Not sind? Diese Frage beschäftigte die Schüler des katholischen Religionskurses der Jahrgangsstufe Q1 am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Mit Lehrer Martin Loer dachten die Jugendlichen über die Gründe fürs Wegschauen nach. Anlass war der Jahrestag der Pogromnacht der Nazis im Jahr 1938 am 9. November. In Lünen verloren damals vier jüdische Bürger ihr Leben.

 Zu ihrem Gedenken gibt es das Mahnmal an der Lippe, an dem gestern die Gedenkstunde stattfand. Schon am Nachmittag standen die Religionsschüler auf und an der Lippebrücke – weiß geschminkt und in merkwürdigen Posen. „Wir wollen das Wegsehen zeigen, haben uns deshalb diese Posen ausgedacht“, erklärten Annika Wengemann und Linda Osterburg.

Transparente mit Gründen

Ihre Mitschüler halten auf der Brücke Transparente mit Gründen fürs Wegsehen. Weil Menschen nicht wissen, wie sie richtig helfen können beispielsweise. Das Thema ist auch heute noch aktuell. Wenn andere Menschen bedroht oder geschlagen werden, schauen viele weg. Weil sie selbst Angst haben oder nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. „Ich freue mich, dass ein muslimischer Schüler mit dabei ist, der auch am Religionsunterricht teilnimmt und sofort bereit war, sich einzubringen“, so Loer. In seiner Rede bei der Gedenkstunde an der Lippe hob er die Willkommenskultur in unserer Stadt hervor, die von Jugendlichen und Erwachsenen gegenüber den Flüchtlingen praktiziert werde. „Diese Herausforderung wird uns lange beschäftigen.“ Heute müsse Schulatmosphäre getragen sein von gegenseitigem Respekt und Achtung.

Schüler der Ludwig-Uhland-Realschule zitierten Artikel des Grundgesetzes und baten um eine Schweigeminute für die vor 77 Jahren ermordeten Lüner Opfer der Pogromnacht.

Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns erläuterte das „Lüner Bekenntnis“: „Wir lassen keine Diskriminierung zu, stehen für Offenheit, Toleranz und eine Willkommenskultur in unserer Stadt.“

Man müsse sich schon den ersten Anfängen einer Ideologie wie die der Nazis entgegen stellen: „Dazu gehört auch die Erinnerung wach zu halten, an die Namen der Opfer und an ihr unsagbares Leid zu erinnern.“