benjaminkochEs ist ein großer Umschlag!

… war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich den Briefkasten öffnete und das langersehnte Schreiben der Studienstiftung des deutschen Volkes (SDV) entdeckte. Doch dazu später mehr…

Wenn man erst einmal den „großen Tag“, den Tag, an dem man sein Abiturzeugnis überreicht bekommt, den Tag, an dem man ein ganzes Lebenskapitel abschließt, überstanden hat, möchte man nur eins: frei sein, sich erholen, reisen und seine Zeit gemeinsam mit den Besten genießen. Das ist gut und das muss man auch unbedingt machen. Man darf nur das große Ganze nicht aus den Augen verlieren – das, wofür man tagtäglich in der Schule wie auch Zuhause mühselig gelernt hat. Irgendwann stehen die Bewerbungen für die Uni an und gleichzeitig taucht die Frage auf, wie man dabei von seinem eigenen Ehrgeiz, seinem inner- wie außerschulischen Engagement profitieren kann. Die Antwort lautet: „in Form eines Stipendiums“.

Nachdem ich das richtige Förderwerk für mich entdeckt hatte, bat ich im August umgehend Herrn Kröger, mich bei der SDV vorzuschlagen. Nach Bestätigung seitens der Studienstiftung begann ich sofort, die benötigten Unterlagen, die ich bis zum 04. Oktober abzuschicken hatte, herauszusuchen bzw. zu erstellen: Darunter fielen ein Bewerbungsformular der SDV, mein ausführlicher Lebenslauf (in Fließtext verfasst und nicht tabellarisch) und mein Abiturzeugnis in Kopie.

Worauf kommt es bei der Bewerbung an? Grundsätzlich wird jeder Vorgeschlagene zu einem Auswahlseminar eingeladen. Allerdings ist zu beachten, dass exzellente Schulnoten die Prämisse und außerunterrichtliches Engagement sowie Auslandserfahrungen ein Plus sind.

Die Einladung zum Seminar kam im Oktober. Es sollte in Köln stattfinden. Also fuhr ich am besagten Termin dorthin. Veranstaltungsort war eine Jugendherberge. Im Zug – oder spätestens beim Aussteigen – merkte ich, dass ich anscheinend nicht der einzige aus Münster war, der sich an den nächsten drei Tagen verschiedenen Prüfungskommissionsmitgliedern präsentieren wollte. Unter den 50 Teilnehmenden waren angehende Juristen, Mediziner, Psychologen, Lehrer, Mathematiker, Physiker, Betriebswirte, Volkswirte usw. Stipendien stehen nämlich für jede Studienrichtung offen. Die Atmosphäre war entspannt, jedoch war die innere Aufregung allen sichtlich anzumerken. Wir haben im Voraus erfahren, was auf uns zukommt: ein eigenständig erstelltes Referat zu einem frei gewählten Thema mit anschließender Diskussion (in Kleingruppen), ca. fünf Gruppendiskussionen mit jeweiligem Bezug auf die anderen vorgetragenen Referate und zwei 30- bis 40-minütige Einzelgespräche. Insgesamt wurde jeder von drei unterschiedlichen Prüfern bewertet.

Zum Vortrag: Ich persönlich habe über drei Eigentumstheorien referiert. Die Präsentation hatte juristische wie philosophische Bezüge zum Inhalt (s. Thomas von Aquin, Immanuel Kant, Karl Marx und Pierre-Joseph Proudhon). Die nachfolgende Diskussion begann mit der Frage, wer und warum man für oder wider Privateigentum entscheidet, wenn man ein fiktives, subsistenzwirtschaftliches Dorf gründet.

Zu beiden Auswahlgesprächen: Während beider Gespräche wurde ich zu meinem vollständigen Werdegang ausgefragt. Dies beinhaltete Fragen …

  1. … zu meiner Schulzeit: Lieblingsfächer, Schülervertretung/-rat, Abiturgremien, Schülerbands, Auslandsjahr usw.
  2. … zu meinen sonstigen Interessen: Fußball, Lacrosse, Gitarre spielen usw.
  3. … zu meiner Familie: Beruf der Eltern, Beruf der Geschwister usw.
  4. … zu persönlichen Eigenschaften: Stärken, Schwächen, besondere Eignung für die SDV usw.
  5. … zu aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen
  6. … à la „Welche Argumente fallen Ihnen dafür ein, dass Hunde in Deutschland verboten werden sollten? Was spricht dagegen?“ oder „Wie viele Smarts passen auf den Pariser Eifelturm?“, also spitzfindige Fragen, auf die es keine präzise oder richtige Antwort gibt, sondern bei denen das Denkvermögen und analytische Fähigkeiten geprüft werden.

Äußerst wichtig ist, grundsätzlich die Ruhe zu bewahren und man selbst zu sein. Man sollte sich vorbereiten und die Nachrichten (am besten von seriösen Quellen) verfolgen.

Profitieren werden alle – egal, ob aufgenommen oder nicht – von den neuen Bekanntschaften, die man während des Seminars schließt, sodass es sich allemal lohnt und man nicht allzu enttäuscht sein sollte, wenn es dann doch nicht klappt. Schließlich schaffen es ungefähr 25 % der mehr als 4.000 Bewerber/-innen jährlich, aufgenommen zu werden. Diese 25 % jedoch werden nicht nur finanziell bezüglich des inländischen Studiums, möglicher Auslandssemester oder ausländischer Praktika, sondern auch ideell durch Beratung, Vernetzung und verschiedene Bildungsprogramme gefördert.

Mithin war natürlich die Freude riesig, als ich den großen Umschlag in den Händen hielt und nun unbeschwert mit meinem Studium fortfahren konnte. Denn ein großer Umschlag bedeutet „Aufnahme“.

Jedem, der auf sein/ihr Abitur zugeht und eine besonders herausragende Leistung zeigt, kann ich nur raten, mit der Schulleitung Kontakt aufzunehmen. Ich bin ferner gerne bereit, mich den Fragen der Interessierten zu stellen und sie zu beraten. Gleichzeitig danke ich denjenigen, die mich ihrerseits unterstützt haben.