KippaKappeKopftuchRN„Respekt und Toleranz“ forderten Schüler des Stein-Gymnasiums am Freitag auf der Lippebrücke. Vor allem junge Menschen hielten das Gedenken aufrecht.
Am Morgen diskutierten Schüler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule mit dem Regisseur Michael Kupczyk über dessen Dokumentarfilm „Die Kinder der Turnstunde“. Am Montag hatten sie den Film, der sich mit dem jüdischen Leben in Lünen und dessen grausamem Ende in der Nazizeit beschäftigt, gesehen. Am Freitag gab es noch eine Kurzversion, bei der es hauptsächlich um die Ereignisse vor 80 Jahren in Lünen-Süd ging, bei denen Siegmund Kniebel und Albert Bruch ermordet wurden. Und um Bernhard Samson und Waldemar Elsoffer, die an diesem Tag ebenfalls ihr Leben verloren.

„2014 hab ich den Auftrag bekommen, diesen Film über das jüdische Leben in Lünen zu realisieren, von dem ich damals auch nicht viel wusste“, so Kupczyk. Das Foto der Kinder der jüdischen Schule in Lünen habe ihn sofort berührt. „Alle schauen einen an und dazu kam, dass die Dame, aus deren Nachlass das Bild stammt, auf die Rückseite die Namen der Kinder geschrieben hat. Von 17 Leuten auf dem Foto sind sieben einige Jahre später in Konzentrationslagern umgekommen“, so Kupczyk.

Vergleich mit Anne Frank
Eine Schülerin erinnerte das Schicksal von Lore Gottlieb, die im Film zu Wort kommt, und an das von Anne Frank. Beide flohen vor den Nazis aus Deutschland in die Niederlande, beide wurden versteckt und dann verraten. Beide kamen ins KZ. Lore Gottlieb überlebte geschwächt und wanderte nach Israel aus. Kupczyk hatte das Glück, mit Überlebenden sprechen zu können. Aber ein Neffe eines der Kinder auf dem Foto wollte nicht vor die Kamera: „Er hatte Angst, dass, wenn sein Name im Abspann zu sehen ist, die Nazis vor seiner Tür stehen.“

Auf der Lippebrücke erklangen am Vormittag fröhliche Lieder, komponiert von jüdischen Musikern. Gegenüber der musizierenden Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums hatten andere Jugendliche der Schule drei Steini-Figuren aufgebaut, die eine Kippa, eine Kappe und ein Kopftuch trugen. Diese Kopfbedeckungen sollten aufrütteln - „Kippa, Kappe, Kopftuch - für Respekt und Toleranz“ lautete das Motto auf einem Banner an der Brücke.

Texte zum Nachdenken
Religionslehrer Martin Löer trug eine „Takke“, die Kopfbedeckung muslimischer Männer. „Eine muslimische Schülerin hat sie mir mitgebracht und gefragt, ob ich die Takke ihres Vaters tragen könnte.“ Schüler verschiedener Jahrgangsstufen beteiligten sich an der Aktion, die Passanten zum Nachdenken brachte.

KippaKappeKopftuchRN2Am Abend gestalteten dann Schülerinnen des Altlüner Gymnasiums das Gedenken an der Lippebrücke, bei dem an die vier Lüner erinnert wurde, die in der Pogromnacht ermordet wurden. Es waren Schülerinnen, die in der AG „Schule ohne Rassismus“ Aktionen planen, um auch auf aktuelle Diskriminierung hinzuweisen.

Mit berührenden Texten wollen sie zum Nachdenken anregen.