Erling KumorFußball: Bislang galt das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium vor allem als Förderstandort für musikalische Talente. Nun soll auch der Fußball mehr Bedeutung erhalten. Dahinter steckt ein Lüner Fußballtrainer.
Simon Erling, unter anderem bekannt durch seine ehemalige Trainertätigkeit beim Fußball-Bezirksligisten Westfalia Wethmar, ist eigentlich Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium (FSG). Sein Leben dreht sich aber doch irgendwie vor allem um Fußball. Dafür nimmt er gerne auch mal Abstriche in Kauf. Letztes Jahr etwa leitete er am Freitagnachmittag, als Schüler und Lehrerkollegen bereits im Wochenende waren, eine Fußball-AG am Stein-Gymnasium. „Da war ich der einzige in der gesamten Schule“, so Erling, der Deutsch und Erdkunde unterrichtet.

Doch mit einfachen Fußball-AGs ist vorerst Schluss am „Stein“. Der DFB und der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) zertifizierte die städtische Schule am Dienstag als DFB-Stützpunktschule. Doch was versteckt sich hinter dem etwas vagen Titel, den das FSG jetzt trägt?

Das Gymnasium ist verpflichtet, für die Klassenstufen fünf und sechs sowie sieben und acht ein Fördertraining „für die talentiertesten Fußballer/innen“ anzubieten, wie es in den gemeinsamen Regularien von DFB und FLVW heißt. Erling und sein Kollege Marvin Kumor, die beide seit drei Jahren am FSG unterrichten, trainieren dort dann eine Gruppe aus rund 15 Schülern – verpflichtend. Erling und Kumor rufen keine freiwillige AG ins Leben, sondern ein leistungsorientiertes Training für die besten Kicker eines Jahrgangs.

Große Heterogenität
Mit dem normalen Fußball, der im Sportunterricht behandelt wird, hat das also nichts zu tun. „Da hat man eine viel größere Heterogenität, was das Thema angeht. Da hat man viele, die eine andere Sportart machen“, so DFB-Elite-Jugend-Lizenzinhaber Erling, dessen Lizenz übrigens Voraussetzung für die Unterstützung seitens des DFB war. Auch Kollege Kumor werde bald seine erste Lizenz angehen, sagt Erling.

Die Ziele der Kooperation benennt Erling klar. In den vergangenen Jahren war das Stein-Gymnasium bei den Schulkreismeisterschaften häufig sehr erfolgreich. Spätestens bei den Regierungsbezirksmeisterschaften war dann aber Endstation, weil andere Schulen regelmäßiger zusammen trainieren und mannschaftstaktische Inhalte umsetzen konnten. Das soll bald auch am FSG geschehen. „Andere Schulen waren uns immer ein paar Schritte voraus“, sagte Erling bei seiner Rede am Dienstag.

Unklar blieb zunächst, was der DFB von der Kooperation hat. Erling klärt auf: „Wenn mir jemand besonders auffällt, dann kontaktiere ich den entsprechenden Stützpunkttrainer.“ Der größte Sportverband der Welt will also sichergehen, dass er möglichst kein Talent übersieht.

Das gilt auch für das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Durch den Titel der DFB-Stützpunktschule glaubt Erling, das Interesse talentierter Grundschüler gewinnen zu können. Dafür will er bei den Stadtmeisterschaften der Grundschulen auffällige Kicker ansprechen. Wenn der Schritt aufs Gymnasium dann notentechnisch Sinn macht, könne dem Kind eine fußballerische Perspektive geboten werden.

Viele Aufgaben
Scouting bei den Grundschulen, Planung und Leitung des Fördertrainings, dazu demnächst seine neue Position als sportlicher Koordinator beim SuS Kaiserau: Auf Simon Erling kommt eine Menge Arbeit zu – neben seinem Job als Lehrer, versteht sich.

„Die Vorbereitung ist ja wie auf eine andere Unterrichtsstunde. Der Mehraufwand entsteht vor allem durch die Schulturniere“, so Erling. Da könne es vorkommen, dass er den ganzen Tag in einer Halle verbringt – statt beispielsweise nur zwei Stunden zu unterrichten. Außerdem müsse er viel organisieren und immer den Überblick behalten, dass die geförderten Fußballer auch am Stein ihre Noten nicht vernachlässigen. Sonst ersetzt das FSG ihr Fördertraining durch Förderunterricht in einem „normalen“ Schulfach.