| Am Ende des 9. Jh. unterwirft der böhmische Herzog Vratislav I weite Teile des heutigen Schlesiens und lässt auf der Dominsel die Grenzburg Vratislavia,später Breslau genannt, errichten. Im Jahre 990 fällt diese unter die Herrschaft des polnischen Piastengeschlechts. Im Jahre 1000 wird Vratislavia Sitz eines Bistums, das dem Erzbischof von Gnesen untersteht. Eine mächtige Anlage mit Wällen und Wassergräben ersetzt die frühere Grenzburg. Wo heute die Kathedrale steht, wird um 1060 der hölzerne Hieronymusdom errichtet. Während Schlesien insgesamt immer wieder zwischen Polen und Böhmen umkämpft ist, festigt Breslau seine Stellung als Sitz der staatlichen und kirchlichen Obrigkeit. Im Namen des Herzogs Bolestaw III. Regiert in Breslau der Magnat Peter Wlast, der viele romanische Bauten gründet. Ab etwa 1200 trennen sich die Herzöge der Piasten als eigentliche Herrscherlinie mehr und mehr von Polen. Herzog Heinrich I. ruft deutsche Siedler ins Land, Breslau wandelt sich zu einem Handelszentrum. Doch dieser Aufschwung wird 1241 durch den Einfall der Tartaren unterbrochen: Die deutsche Kaufmannssiedlung wird niedergebrannt. Doch schon 1 Jahr später wird Breslau am linken Oderufer neu gegründet und erhält das Magdeburger Stadtrecht. Im Jahr 1335 fällt Breslau, nach dem Tod Herzog Heinrichs VI., als erstes schlesisches Erbfürstentum an die böhmische Krone. Die Handelsaktivitäten konzentrieren sich auf den Goßen Ring,den Salzring und den Neumarkt. 1338 erhält Breslau das Salzmonopol,1387 wird es Mitglied der Hanse. Ab 1421 steht Schlesien unter dem Einfluss der Hussitenkriege und später des Streits um die britische Krone. 1469 zieht Matthias Corvinus, König von Ungarn, in Breslau ein und herrscht 21 Jahre über die Region. 1526 tritt Erzherzog Ferdinand von Österreich nach dem Tod von König Ludwig II dessen Erbe an. Die schon 3 Jahre zuvor eingeführte Reformation gewinnt zunehmend an Einfluss und Breslaus Wirtschaft und Handel erblühen. Diese glanzvolle Zeit wird jedoch von 3 Pestepidemien unterbrochen (1542,1568 und 1585). Jedoch erweist sich Breslaus Verwicklung in die religiösen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges von 1618-48 als verhängnisvoll. Die Stadt wird zwar auf Grund ihres Neutralitätskurses kaum zerstört, jedoch verliert sie durch die Verwüstung weiter Landstriche Schlesiens ihre wichtigsten Absatzmärkte. Zur gleichen Zeit geht die Gegenreformation zur geistig-geistlichen Offensive über. Im Jahr 1638 gründen die Jesuiten eine Schule in Breslau, aus der später die Breslauer Universität hervorgeht. Im 18. Jahrhundert kämpfen Österreich und Preußen um die Herrschaft Schlesiens. Der Breslauer Vertrag vom 4.Juni 1741 besiegelt das Bündnis Frankreichs mit Preußen, der Besitz Niederschlesiens mit Breslau wird von Frankreich garantiert. Am 10.August wird Breslau durch preußische Truppen besetzt. Der Breslauer Präliminarfrieden beendet den ersten Schlesischen Krieg: Preußen erhält Schlesien ohne Teschen, Troppau und Jägerndorf, aber mit der Grafschaft Glatz. Am 5.Januar 1807 wird Breslau von den Truppen Napoleons erobert. Ein Jahr später verlassen die Franzosen die Stadt und werden 1813 in der Schlacht an der Katzbach endgültig besiegt. Während der Osthandel an Bedeutung verliert, wird der schlesische Binnenhandel zu einer neuen Quelle des Wohlstandes. Die Industrialisierung schreitet voran, Breslau wird Umschlagplatz für oberschlesische Kohle und Erz. Es entstehen Eisenbahnverbindungen nach Wien und Berlin, Hamburg, Stettin und Krakau. Um 1900 besitzt Breslau die größte Binnenwerft Deutschlands. Die Niederlage der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg führt zum Verlust der deutschen Besitztümer im Osten. Am 15.Februar 1945 wird Breslau nach dem Willen der nationalistischen Führung zur Festung erklärt. Auf der Potsdamer Konferenz am 17.Juli 1945 wird die Westverschiebung des polnischen Staates beschlossen. Fortan leben Polen in Breslau. Erst 1990 wird die polnische Westgrenze durch die Bundesrepublik Deutschland anerkannt. Heute ist Breslau Hauptstadt Niederschlesiens. Marco Marczischewski |