Der folgende Artikel wurde erstmals veröffentlicht in STEINZEIT, der Schülerzeitung des FSG (Nr. 27?Winter 1998, Seite 5f.). Wir publizieren ihn hier mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.



 

Ein Interview mit Dr. Jürgen Czischke, dem neuen Schulleiter des FSG

Das Interview führten Alexandra Zaiontz, Anna Baus und Michael Müller.

 

Welche Schulen haben Sie besucht?

Erst die Elsa-Brändström-Grundschule (1955-59) und anschließend das Max-Planck-Gymnasium (1959-67) in Dortmund.

Wann und wo haben Sie was studiert?

Da ich den Kriegsdienst verweigert habe, konnte ich schon 1967 mein Studium an der Ruhr-Universität in Bochum beginnen. Mathematik belegte ich im Diplomstudiengang, mein Nebenfach war Wirtschaftswissenschaften.

Wie war Ihre Studienzeit?

Schön! Die Uni befand sich noch im Aufbau. Wir hatten Unterricht in provisorischen Gebäuden, doch die Fakultät Mathematik wurde als erstes fertiggestellt. Nach meinem Vordiplom im vierten Semester habe ich als studentische Hilfskraft gearbeitet.

Was haben Sie neben ihrem Studium gemacht?

Ich habe mit verschiedenen Bands Musik gemacht, und spielte Fußball und Tischtennis im Verein.

Worin haben Sie ihren Doktor?

In Mathematik.

Haben Sie sofort eine Anstellung bekommen?

Als wir kurz vor unserem Abitur in einer Liste eintragen sollten, was wir werden wollten, schrieb ich:?Weiß ich noch nicht.“ Als ich am nächsten Morgen die Zeitung aufschlug, las ich dort: »Studienrat«. Trotzdem habe ich kein Lehramtsstudium begonnen, denn eigentlich wollte ich nicht in die Schule. Nach dem Studium arbeitete ich 3 Jahre lang als wissenschaftlicher Assistent an der Universität in Bochum und habe in der Zeit promoviert.

Zufällig hörte ich davon, dass mein Diplom in Mathematik als erstes Staatsexamen anerkannt würde, und ich dachte mir, dass es ja nicht schaden könnte. Die Lehrtätigkeit an der Uni hatte mich ohnehin immer besonders interessiert, so dass ich mich auch entschloss, die Ausbildung zum Lehrer am Gymnasium einmal auszuprobieren. Als Referendar war ich am Pestalozzi-Gymnasium in Unna. Diese Zeit habe ich in sehr guter Erinnerung. Innerhalb der Referendargruppe, zu der übrigens auch Karl-Heinz Graas gehörte, hatten wir trotz Arbeit viel Spass miteinander. Meine erste Anstellung bekam ich direkt anschließend am Reinoldus-Gymnasium in Dortmund.

Wie sind Sie zum Stein gekommen?

Zum FSG bin ich durch Herrn Hüllen gekommen, den ich schon seit meiner Zeit am Max-Planck-Gymnasium kannte. Wir spielten dort zusammen in der Schulmannschaft Fußball. Er war eine Klasse höher als ich. Anschließend haben wir zusammen in Bochum studiert und hatten als studentische Hilfskraft unsere Büros nebeneinander. Später haben wir uns dann zunächst aus den Augen verloren.

Eines Abends traf ich ihn in einer Dortmunder Kneipe wieder. Er erzählte, dass er sein Referendariat am Reinoldus-Gymnasium, an dem ich ja nun arbeitete, gemacht habe. Er wäre jetzt am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Lünen und versuche dort Informatik als Fach zu etablieren. Da ich gerade nebenbei Informatik studierte, meinte ich, dass er sich mal melden sollte, wenn er jemanden brauchte. Am nächsten Tag rief zu meiner völligen Überraschung Herr Ost (Anm. d. Red.: damaliger Schulleiter des FSG) bei mir an. Er habe gehört, dass ich mich dafür interessiere am Stein zu arbeiten. So hatte ich das nun doch nicht gemeint, doch Herr Ost überzeugte mich, mir die Schule doch einmal anzusehen. Mir gefiel die Schule, insbesondere das junge Kollegium und zum 1. März 1981 wurde ich Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Lünen.

Seit wann und warum haben Sie die Stundenplanung übernommen?

Ich weiß nur noch warum. Herr Korn sprach mich irgendwann an, ob ich Interesse hätte die Aufgabe zu übernehmen. Da ich die Aufgabe spannend fand und ich (wie wohl jeder Mathematiker) gerne knoble und tüftle, habe ich nicht lange gezögert und ja gesagt. Am Anfang verwendeten wir noch Papier, Bleistift und Radiergummi. Ich habe dann irgendwann ein Folienmodell entwickelt, mit dem einiges einfacher ging. Doch bald haben wir Computer für die Stundenplanung eingesetzt.

Wieso sind sie Direktor geworden?

Als fest stand, dass Herr Neugebauer seinen Dienst beenden würde, war für mich klar, dass Herr Korn die Aufgabe als Schulleiter übernehmen sollte. Ich wollte ihn dabei unterstützen und konnte mir eine Zusammenarbeit in diesem Team gut vorstellen. Doch er verzichtete auf eine Bewerbung und forderte mich auf zu kandidieren. Die Aufgabe selbst ist abwechslungsreich und interessant, aber Leiter eines Gymnasiums zu werden gehörte für mich nicht zu den »Lebenszielen«, auf die ich hingearbeitet hatte. Ich habe ich eine Weile darüber nachdenken müssen. Dass ich mich schließlich dafür entschieden habe, hängt damit zusammen, dass mir das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium mit den Menschen, die hier arbeiten, sehr wichtig geworden ist und ich mir deshalb sehr wohl vorstellen konnte, die Leitung dieser Schule zu übernehmen. Vielleicht wollte ich auch nur nicht, dass ein Fremder kommt und diese Schule anders, als ich es will, verändert.

Das letzte Wort hatten jedoch die Bezirksregierung und die Stadt Lünen und ich mußte mich einer Reihe von Prüfungen und Befragungen stellen.

Seit wann sind Sie Schulleiter/Direktor? Was ändert diese Urkunde?

Im Dezember ’97 wurde ich kommissarisch zum Schulleiter ernannt. Zum 1. November ’98 erhielt ich dann meine Urkunde. Die Urkunde hat nichts verändert, insbesondere glaube ich, dass ich mich nicht verändert habe. Allerdings bekomme ich durch die Urkunde ab sofort mehr Geld und ihr müsst jetzt alle Oberstudiendirektor zu mir sagen.

Bemerken Sie einen Unterschied zwischen vorher und jetzt?

Ja, ich habe nun häufiger Kontakt zu Menschen, die ich vorher gar nicht kannte, und ich muss andere Probleme lösen. Die meisten Menschen, die mich schon vorher kannten, behandeln mich genauso wie immer. Ich habe aber auch schon Änderungen im Verhalten mir gegenüber beobachtet. Ich selbst lege keinen Wert auf Abstand. Wir alle wollen gemeinsam in einer guten Schule lehren und lernen! Vor diesem Ziel gibt es keinen Platz für Hierarchien.

Was war ihr schönstes/schlimmstes Erlebnis in Ihrer Zeit als Schulleiter?

Es gab viele schöne Erlebnisse auf vielen unterschiedlichen Ebenen und ich will hier keins besonders hervorheben. Ein Ereignis hat mich tief beeindruckt. Gemeinsam mit Herrn Buchholz haben wir zu Beginn des Jahres Pläne geschmiedet und neue Projekte initiiert. Wie unwichtig erscheinen nun all diese Pläne auf dem Hintergrund seiner schweren Erkrankung. (Anm. d. Red.: Herr Buchholz ist an Krebs erkrankt.)

Was hatten Sie sich anders vorgestellt?

Ich habe gemerkt wie langsam sich Schule bewegt, wie lange es dauert, bis Ideen in die Tat umgesetzt sind. Schule ist wie ein Tanker, der lange braucht um seine Richtung zu ändern.

Bereuen Sie Ihre Entscheidung Schulleiter zu werden?

Noch nicht! Das wäre wohl auch sehr früh. Nach wie vor ist mein Verhältnis zu Schülern, Eltern und Lehrern gut. Neben vielen interessanten Anregungen gibt es allerdings auch Einschränkungen im privaten Bereich.

Gibt es durch Sie demnächst größere Veränderungen an der Schule?

Ich glaube nicht, dass Änderungen durch mich allein erfolgen. Meist müssen viele Lehrer, Eltern und Schüler zusammenarbeiten. Aber ich werde Änderungen anregen und gute Änderungsvorschläge unterstützen. Derzeit arbeiten wir an einer Änderung der Aufsichtsregelung und haben intern Aufgaben neu geordnet. Wir nehmen an Modellversuchen zur Verbesserung des Unterrichts teil und erproben gerade den ersten Durchgang des Projekts »Lernen lernen« für die Jahrgangsstufe 5. Für die nahe Zukunft wünschen wir uns besser geplante Arbeitsgemeinschaften mit noch mehr Möglichkeiten für die Schülerschaft und Berücksichtigung bei der Stundenplanung, Vereinfachungen in der Verwaltung durch Einsatz von Computern (auch im Lehrerzimmer).

Was sind aus Ihrer Sicht momentan die größten ungelösten Probleme am FSG?

Sicherlich die Raumnot, die wir aber mit dem Neubau bald im Griff haben. Das Problem des Unterrichtsausfalls ist trotz interner Anstrengungen noch nicht vollständig gelöst. Die Gebäudeschäden im Altbau sind noch nicht behoben. Ich wünsche mir einen anständigen Schulhof inklusive vernünftigen Fußballplatz und Oberstufenschulhof. Die Grünanlagen rund ums Gebäude sind in einem ärmlichen Zustand.

Wie könnten Lösungen aussehen?

Die meisten der aufgezählten ungelösten Probleme sind nur mit Hilfe der Stadt oder der Bezirksregierung zu lösen. An einigen Lösungen wird auch bereits gearbeitet. Probleme, die wir selbst lösen können, habe ich gar nicht aufgezählt, da sie für uns nicht so groß sind. Wenn der Schule in Zukunft noch mehr Eigenverantwortung übertragen bekommen, könnten wir zum Beispiel selber Firmen mit der Gestaltung des Schulhofes beauftragen.

Unterrichten Sie noch viel? Leidet dieser Unterricht aufgrund ihrer Aufgabe?

Ich unterrichte nicht mehr viel. Ich bin Klassenlehrer der 10b und unterrichte dort Mathematik. Außerdem habe ich noch einen Differenzierungskurs Informatik, das sind insgesamt 6 Stunden pro Woche. Dieser Unterrichtet leidet, weil ich sehr oft zu spät komme.

Warum ist schwarz Ihre Lieblingsfarbe?

Ursprünglich war meine Lieblingsfarbe blau. Damals waren Jeans und Jeanshemden in und die gab es nur in blau. Als es dann schwarze Jeans gab, stellte ich fest, dass schwarz mir steht, insbesondere aufgrund meiner Haarfarbe. Außerdem habe ich festgestellt, dass schwarz einfach ist. Schwarze Kleidung gibt es immer und schwarz paßt immer zusammen. Auch in meiner Wohnung gibt es viel schwarz. (Anm. d. Red.: Er hat 2 schwarze Katzen!) Ich mag auch weiße Wände, weil sie dazu einladen schwarze Möbel und farbige Assessoires davor zu stellen und farbige Bilder aufzuhängen. Mein Büro ist leider nicht so eingerichtet.

 


 

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