In memoriam
Hinrich Buchholz
Ich wünsche euch die Kraft, Antworten auf globale Herausforderungen zu geben, Verantwortung wahrzunehmen. Nehmt das »eigene Leben« in die Hand, stimmt eigenes Leben und Verantwortung in einer sich selbst gefährdenden Zivilisation neu aufeinander ab. Bleibt so, wie ihr wart, individuell und nicht egoistisch, tolerant und nicht gleichgültig, aber gleichzeitig: verändert und entwickelt euch weiter, führt ein aktives Leben nach der Schule. Es gibt ein Leben nach der Schule. Man muß hinzufügen: Nur eines.

Diese Worte von Hinrich Buchholz aus dem Jahrbuch der Abiturientia 1997 kennzeichnen sein Wirken am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Bezeichnend für seine Beziehung zum Beruf als Lehrer ist, dass er sich bis zum Schluss für alles, was mit seiner Schule zu tun hatte, interessierte. Im Mittelpunkt seines Handelns stand der Mensch, nicht das Fach. Dies spiegelt sich auch in seiner Fächerkombination wider – der Mensch als Objekt der Wissenschaft in der Biologie, aber auch in seiner Einzigartigkeit jenseits biologisch-chemischer Abläufe in der Pädagogik. Mit Menschen zu arbeiten bedeutete ihm viel und seine berufliche Erfüllung fand er vor allem im Umgang mit den ihm anvertrauten Schülerinnen und Schülern und seinen Kolleginnen und Kollegen.

Geprägt von der Aufbruchstimmung der 68er Jahre war seine Pädagogik bestimmt von dem Gedanken, dass jeder Mensch seinen Weg finden muss und dass es die Aufgabe eines Lehrers ist, diese Suche zu begleiten und anzuregen. Autorität und Gehorsam waren ihm fremd, auf Äußerlichkeiten legte er keinen Wert. Wichtiger waren ihm Gespräche, Beziehungen, sich gegenseitig im Leben zu erfahren und voneinander zu lernen. Auf seiner Beerdigung wurde seine Vision einer Gesellschaft, in der Menschen friedlich, frei und gerecht leben können, mit dem Lied von John Lennon ausgedrückt: Imagine all the people, sharing all the world.

Hinrich Buchholz’ Wurzeln liegen in Ostfriesland. Geboren wurde er in Woquard, einem kleinen Dorf nördlich von Emden, wo er das Gymnasium besuchte. Dorthin kehrte er immer wieder gerne zurück, um seine Familie zu besuchen, aber auch, um die Landschaft, Deich und Meer auf sich wirken zu lassen. Seine Liebe zu Ostfriesland war geprägt vom Leben in dem kleinen Dorf, von der plattdeutschen Sprache, die er beherrschte, von der Gemeinschaft der Kinder und nicht zuletzt von einer kleinen Werkstatt, die er als Kind immer wieder aufsuchte und die die Wiege seiner späteren handwerklichen Interessen darstellte. Heimat- und Naturverbundenheit ziehen sich als roter Faden durch sein Leben. So zog es ihn immer wieder ans Meer, zum Beispiel bei Studienfahrten zum Ijsselmeer oder zur Hallig Hooge.

Seine Hoffnung, noch viele Jahre im Kreise seiner Familie mit seinen drei Kindern verbringen zu können, hat sich nicht erfüllt. Am 8. April 1999, kurz vor Erreichen seines 50. Geburtstages, starb er an Krebs.

Peter Gehrmann
Werner Janßen

 


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