»Saigon, du fieberst im Licht…«

Von Melanie Herget

Seitdem Miss Saigon am 20. 09. 1989 seine West-End-Premiere im »Theatre Royal Drury Lane« hatte, steht das Erfolgsmusical immer noch fast jeden Abend auf dem Spielplan, produziert von Cameron Mackintosh. Angeregt durch ein Schwarzweiß-Foto, die Oper Madame Butterfly und deren Romanvorlage Madame Chrysanthemum schufen die Komponisten Claude-Michel Schönberg und sein Freund Alain Boublil 1986 ein Musical über die tragischen Folgen einer Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen fremder Kulturen in Zeiten des Vietnamkrieges.

Die Handlung bewegt sich in einem Zeitraum von zirka drei Jahren und spielt in Saigon/Vietnam (1975), Ho-Chi-Minh-Stadt (1978), Atlanta/USA und Bangkok/Thailand. Die Story in Kurzform: Der junge amerikanische GI Chris verliebt sich in das vietnamesische Barmädchen Kim, muss dann aber mit seiner Truppe zurück in die USA flüchten, da sich die Kriegslage im Saigon zuspitzt. Kim muss hilflos mitansehen, wie Chris in den Hubschrauber gezogen wird und sie mit tausend anderen Vietnamesen, die, wie sie, vorhaben zu flüchten, zurückbleibt. Drei Jahre später: Kim hat inzwischen einen Sohn von Chris, Tam, von dem Chris jedoch nichts weiß. Eines Tages taucht Thuy auf, dem sie als Kind zur Frau versprochen wurde. Er will Tam töten. In ihrer Not erschießt Kim Thuy und versteckt sich. Zuflucht findet sie bei ihrem Zuhälter, der mit ihr und Tam und vielen anderen »boat people« nach Bangkok flieht. Chris hat mittlerweile die Amerikanerin Ellen geheiratet, doch in seinen nächtlichen Alpträumen dreht sich immer noch alles um Kim. Auf einer Konferenz über »Bui Doi« (vietnamesisch-amerikanische Kinder) erfährt er von seinem Freund John, dass er einen Sohn hat. John vermittelt zwischen Kim und Chris, welcher mit Ellen nach Thailand reist, um sein Kind zu sehen. Kim ist voller Hoffnung auf ein neues Leben mit Chris. Doch dann kommt es zu einer tragischen Begegnung zwischen ihr und Ellen. Kim sieht keinen Ausweg mehr, als sie von Chris’ neuem Leben erfährt. Sie übergibt Tam an das junge Paar und…

…auch an diesem Mittwochabend, dem 9. September, stirbt sie wieder einmal vor den Augen des Londoner Publikums – vor UNSEREN Augen. Obwohl das alles ja wirklich traurig und herzergreifend war, waren wir total begeistert. Die Stimmen und das Bühnenbild waren beeindruckend. Aber es fällt auf, dass Musicals in London nicht so einen hohen Stellenwert haben, wie bei uns in Deutschland. Erstens läuft an jeder Ecke ein anderes Musical und zweitens wird nicht so ein Wirbel um die Karten gemacht. In Deutschland warten die Leute oft monatelang stolz auf ihren Musicalbesuch und in London gehen sie halt abends mal anstatt ins Kino in ein Musical.

Zumal es oft billigere Karten gibt. Wir z. B. hatten auch ziemliches Glück mit den Karten. Und die hatten wir eben nicht monatelang vorbestellt, sondern spontan und für einen guten Preis an der Abendkasse gekauft. Unsere Schlussfolgerung: Trotz des ganzen Wirrwarrs um die Karten für Beauty and the Beast am Dienstag sind wir doch froh, dass es mit Miss Saigon dann doch geklappt hat.

 


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