Zum Nulltarif lud die Ruhruniversität Bochum Schülerinnen – ganz recht, nur Schülerinnen – zu einer Chemie-Projektwoche ein. Wir waren dabei und das auch noch in den Herbstferien. Morgens 5.30 Uhr aufstehen und mit zahlreichen schlaftrunkenen Menschen um einen Sitzplatz in der Bahn kämpfen. Doch sobald man sich der Uni nähert, findet eine Verwandlung statt. Aus den zivilisierten Großstädtern werden im Kampf um Sitzplätze in den Vorlesungssälen hemmungslose Bestien. Aber wir haben es geschafft, nach einigem Suchen und ahnungslosem Herumirren auf dem riesigen Unigelände das Schülerlabor zu finden. Ein kleiner Mann mit Brille und Kittel begrüßte uns freundlich und hinter ihm stand schon eine Armada von 30 weiteren Gestalten in weißen Kitteln. Dies mussten wohl die anderen Projektteilnehmerinnen sein. Auch wir wurden mit Kittel und Schutzbrille ausgerüstet und es konnte losgehen. Zum Einstieg machten wir eine dreistufige Synthese vom Alkohol zum Alken. Wir bekamen die Aufgabe die Ausbeute der Syntheseprodukte theoretisch zu berechnen, wobei alle anderen Kittelträgerinnen sogleich Bleistift und selbst mitgebrachten Taschenrechner zückten und zu rechnen begannen. Trotz des Basiswissens eines 13er-Chemie-Grundkurses waren wir von Formeln und Rechnungen zunächst erschlagen und – noch auf der Suche nach uni-eigenen Taschenrechnern – haben uns die Professoren das Thema auf unserem Niveau näher gebracht. Um Chemiker zu sein, bedarf es spezieller Eigenschaften wie Geduld, Konzentrationsfähigkeit, Genauigkeit und natürlich Spaß am Experimentieren. Dies ist uns im Laufe der Woche bewusst geworden. Denn bei den zahlreichen Versuchen in der organischen, anorganischen und Biochemie, die wir durchgeführt haben, war es schon ein Problem, wenn man sich beim auf die Uhr Sehen Indikatorlösung über die Hände schüttete, Salpetersäure mit Salzsäure verwechselte oder beim Pipettieren von Mikrolitern die Hälfte verschüttete. Spaß hatten wir jedoch auf jeden Fall. Wer dachte, Schülerinnen und Chemie passen nicht zusammen, der irrt. Besonders hat uns die anorganische Chemie gefallen, bei der wir mit Flüssigstickstoff, mit Trockeneis spielen und Schießbaumwolle herstellen konnten. Aber auch die Chemie-Vorlesung und Mensabesuche haben uns sehr gut gefallen. Es war nicht nur eine neue Erfahrung und eine Möglichkeit neue Leute kennen zu lernen, sondern auch eine tolle Gelegenheit, Einblicke ins Uni-Leben zu erlangen. |