| Beispiele für Lehrer-Austauschgutachten am FSG HomeSchüleraustauschEinseitiger SchüleraustauschBeispielgutachten der Lehrer | | | Gutachten für Martina Mustermann, Klasse 10e | Martina Mustermann ist meine Schülerin seit fast drei Jahren. In dieser Zeit lernte ich Sie als Deutsch- und Englischlehrer sowie in meiner Funktion als Klassenleiter kennen. Martina verfügt über weit überdurchschnittliche intellektuelle Gaben; das zeigen schon ihre Zeugnisse. Bemerkenswert an Martina ist jedoch, dass sie über ebenso hoch entwickelte Anlagen im sozialen Bereich sowie über Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale verfügt, die ihre glänzenden kognitiven Fähigkeiten ergänzen und abrunden und erwarten lassen, dass sie als Erwachsene eine Führungsrolle übernimmt, gleich, in welcher beruflichen Sphäre sie agieren wird. Martina ist ein außerordentlich waches und wahrnehmungsfähiges Mädchen. Ihre Aufnahmebereitschaft und -fähigkeit erstreckt sich auf viele Bereiche: neben den schulischen Fächern auch Musik, Theater, Literatur. Dass Martina an einem im weitesten Sinne intellektuellen oder kulturellen Sachverhalt oder Problem explizit oder implizit Desinteresse hätte erkennen lassen, ist mir im Umgang mit ihr bisher noch nicht vorgekommen. Auch habe ich im Umgang mit ihr – unterrichtlich wie während mehrwöchiger Schullandheimaufenthalte – eigentlich keinen Augenblick erlebt, den sie nicht mit einer sinnvollen und oft auch für ihre Mitschülerinnen und -schüler produktiven Tätigkeit ausgefüllt hätte. Dabei führt Martina Dinge, die sie begonnen hat, auch zu Ende, gleich, ob es sich dabei um die Einstudierung von ihr zunächst unbekannten Musikstücken für den Abschlussabend auf dem erwähnten Schullandheimaufenthalt, um einen Beitrag für die Schülerzeitung, um die Vorbereitungen einer schulischen Radwandertour oder um das selbständige Einsammeln der Unkostenbeiträge für eine Theaterfahrt im Rahmen des Deutschunterrichts handelt. Bei all diesen Gelegenheiten beweist Martina eine für ihre Altersgruppe ungewöhnliche lebenspraktische Tüchtigkeit und eine Energie, die auch Erwachsene, die sich eine gewisse berufs- und lebenspraktische Effizienz angewöhnt haben, mit Staunen erfüllen. Im Grunde kann die Schule kaum so viele Angebote machen, wie Schülerinnen wie Martina wahrzunehmen bereit sind. Dies gilt sowohl für die außerunterrichtlichen Theaterfahrten, die ich im vergangenen Schuljahr angeboten habe (Martina hat an allen teilgenommen und auch die jeweiligen Texte vor- oder nachher gelesen) als auch für außerunterrichtliche Lektüreangebote, die ich z. B. im Englischunterricht allen Schülern immer wieder mache. Auch an den Aktivitäten der Kanu-Arbeitsgemeinschaft wie an denen einer kürzlich gegründeten Theatergruppe nimmt Martina teil. Martina ist seit Klasse 5 Klassensprecherin. Sie vertritt die Interessen ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden mit Geschick, was den sachlichen Inhalt, die Argumentationsweise und den Stil ihrer Äußerungen anbetrifft, aber auch mit einer nicht unfreundlichen Hartnäckigkeit. In ihrer »peer group« ist Martina rundum akzeptiert und respektiert, was sich in ihrer wiederholten Wiederwahl als Klassensprecherin zeigt. Populär-psychologische Anschauungen wie die von der »Isolation des Einzelkindes« – von der Wissenschaft längst widerlegt – straft Martina mit Leichtigkeit Lügen. Ihr bevorzugter Umgang in der Klasse sind die anderen Mädchen, da es unter den Jungen – sicherlich auch entwicklungsbedingt – (noch) niemanden zu geben scheint, der als ernsthafter Gesprächspartner oder gar als »Freund« in Frage kommt. Interessanterweise bevorzugt Martina den Umgang in der Klasse besonders mit solchen Mädchen, die wie sie über einen entwickelten Intellekt verfügen, während sie jenen Mädchen, die im Umgang mit anderen eher auf die Wirkung ihres Äußeren setzen, nicht ganz so nahe zu sein scheint. Ich erwarte, dass Martina die kognitiven, sozialen und emotionalen Anforderungen eines Austauschjahres hervorragend meistern wird. Ihre Anwesenheit wird für ihre Gastfamilie sowie für die gastgebende Schule eine außerordentliche Bereicherung darstellen – wobei das Wort »Anwesenheit« in Martinas Fall eindeutig zu statisch ist: Martina wird, da bin ich mir sicher, an dem Austauschprozess aktiv und bewusst gestaltend teilnehmen. Darüber hinaus bin ich dessen zuversichtlich, dass Martina nach ihrer Rückkehr sich ohne schulische Probleme in den Jahrgangsstufen 12 und 13 zurechtfinden wird. (Ort, Datum, Unterschrift, Schulstempel) | | | Gutachten für Florian Vorbild, Klasse 10f | Ich kenne Florian Vorbild seit gut zwei Jahren als sein Deutsch- und Klassenlehrer. Florian gehört in meinem Fach – aber nicht nur dort – zu den zwei oder drei engagiertesten und begabtesten Schülern. Seine geistigen Interessen sind im Vergleich seiner Altersgruppe außerordentlich vielfältig und erstrecken sich von der Belletristik zur Computerei. Florian gehört zu den Jugendlichen, die schulische Anregungen aufnehmen und weiterverfolgen, so zum Beispiel kürzlich aus dem Deutschunterricht, als er sich mit einem Textausschnitt aus Thomas Manns Tonio Kröger nicht zufrieden gab und die Novelle privat ganz las, zum Teil wohl auch, weil das dort angeschnittene Thema kontrastierender Persönlichkeiten in seiner Situation als Heranwachsender ein Klärungsangebot darstellte. Florian ragt aus seiner Altersgruppe außer durch intellektuelle Begabung auch durch sein Engagement für die Gemeinschaft hervor. Er übte im vergangenen Schuljahr das Amt des Klassensprechers aus und ist seitdem Mitglied in Fachkonferenzen und der Schulkonferenz. Er arbeitet darüber hinaus in der schulischen Arbeitsgemeinschaft »Produktive Christen« mit, die in regelmäßigen Abständen ökumenische Schulgottesdienste organisiert, die von sehr vielen Schülern und Lehrern freiwillig besucht werden.. Florian hat schon als 15-Jähriger so vielfältige Erfahrungen intellektueller und sozialer Art gewonnen, dass es nicht schwerfällt vorherzusagen, dass er keine Schwierigkeiten haben wird, sich auf die fremdartigen Lebensformen einzustellen, die ihm im Ausland begegnen. Auch was seine Selbstdisziplin und seine seelische Stabilität anbetrifft, hege ich keine Zweifel daran, dass er die Herausforderungen eines Austauschjahres bewältigen wird. Florian wird von den ihm im Ausland zuteil werdenden vielfältigen Anregungen in persönlicher Hinsicht durch eine Stärkung seines Selbstbewusstseins profitieren. Darunter verstehe ich nicht nur die ganz individuelle Erhöhung seines Selbstwertgefühls – das bei ihm wie bei vielen nachdenklichen Jugendlichen starken Schwankungen unterworfen ist –, sondern, allgemeiner, eine umfassendere, zunehmend das Überregionale, Historische und Politisch-Soziale einschließende Wahrnehmung seiner Handlungsmöglichkeiten als junger Mensch, der schon bald Verantwortung in noch größerem Ausmaß übernehmen kann, als er es jetzt schon tut. Die i. e. S. schulischen Vorteile schätze ich demgegenüber als geringer ein, da Florian ein guter Schüler mit wenigen Schwächen ist. (Ort, Datum, Unterschrift, Schulstempel) | | | Gutachten für Bettina Beispiel, Klasse 10g | Bettina Beispiel war vom 5. bis zum 7. Schuljahr meine Schülerin in Deutsch und in Englisch. Sie ist mir aus jener Zeit erinnerlich als eine außerordentlich gewissenhafte, aber auch gleichermaßen begabte Schülerin. Ihre Unterrichtsbeiträge im Fach Deutsch zeigten von Anfang an, dass Bettina über eine überdurchschnittlich hohe Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeit verfügte, zwei Eigenschaften, die auf Bettinas Begabung zu kognitiver Aneignung von Kenntnissen und Fertigkeiten ebenso zurückzuführen waren wie auf ihre hochentwickelte Sensibilität im Umgang mit anderen, seien sie Gleichaltrige oder Erwachsene. Diese Sensibilität war sicherlich auch die Voraussetzung dafür, dass Bettina ein so hohes Gerechtigkeitsempfinden entwickelte, dass sie in Konfliktfällen innerhalb der Klasse oder gegenüber Lehrern nicht selten intervenierte und Stellung bezog. Dadurch übte Bettina – obwohl sie nach meiner Erinnerung nie das Sprecherinnenamt in ihrer Klasse innegehabt hat – einen beträchtlichen und durchweg positiven Einfluss innerhalb der Klasse aus, der sich auch über die Geschlechtergrenzen hinweg bei den Jungen bemerkbar machte. Bettina ist in behüteten häuslichen Verhältnissen aufgewachsen, was nach meiner Einschätzung wesentlich dazu beiträgt, dass sie in manchen Wesens- und Verhaltensmerkmalen ein erstaunlich und erfreulich »altmodisches« Mädchen ist. Damit meine ich, dass Bettina – anders als eine große Zahl ihrer Altersgenossinnen – an den vor allem durch Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten entschiedenen Statuskämpfen ihrer Altersgruppe nicht teilnimmt, weil sie als Person dafür schon viel zu ernsthaft und hintergründig ist. Ein weiteres »altmodisches« Persönlichkeitsmerkmal scheint mir zu sein, dass Bettina sich als nur wenig durch die elektronischen Medien beeinflusster Mensch erweist. Stattdessen ist Bettina, so lange wie ich sie kenne, ein Mensch der Schriftlichkeit, der gern und gut schreibt und das Tagebuch schon mehrfach als Medium der Klärung von Erlebtem bezeichnet hat – diese Schreibpraxis und diese Einsicht ist unter meinen Schülerinnen ziemlich ungewöhnlich (von den Schülern ganz zu schweigen). Als »altmodisch« mag man es vielleicht auch ansehen, dass Bettina – anders als die Mehrheit ihrer Altersgruppe – etwaige Unsicherheiten oder Brüche ihrer jugendlichen Persönlichkeit nicht durch überzogen forsches oder extrovertiertes Auftreten zu überdecken sucht. Durch ihre Zurückhaltung erscheint sie deshalb demjenigen, der sie noch nicht kennt, vielleicht sogar als schüchtern oder »kindlich«, ein Fehlurteil, das den Beobachter bei genauerer Überlegung jedoch beschämen wird, denn die lärmige, nassforsche Äußerlichkeit, die er bei vielen Jugendlichen beobachtet, ist keineswegs ein Ersatz für die intellektuelle und emotionale Tiefe und Ernsthaftigkeit, die ich Bettina meine attestieren zu können. Bettina zeigt nach meiner Einschätzung in allen Urteilsbereichen, die Sie in den Punkten 2 und 3 auf der Vorderseite des Formulars als Begutachtungskriterien nennen, weit überdurchschnittliche Anlagen. Insbesondere erscheint Bettina mir auch als familiär belastbar: Sie stammt aus einer Familie mit drei Kindern und hat als Älteste Verantwortung im Haushalt und besonders für die jüngeren Geschwister zu übernehmen. Man kann dies als Resultat einer eher traditionell orientierten Geschlechterrollenverteilung zwischen ihren Eltern kritisieren – für Bettina bedeutet es, dass sie ihr Verhalten in der Familie von Anfang an auch aus der Sicht der anderen Familienmitglieder mitzubestimmen gelernt hat und damit in einer fremden sozialen Umgebung wenig Anpassungsschwierigkeiten haben wird. Ebensowenig befürchte ich Akkulturationsprobleme bei Bettina – dies deshalb, weil sie ein intellektuell wacher Mensch ist, der sich dem zunächst Fremden und Unbekannten sowohl mit Neugier als auch mit Behutsamkeit nähert. Wiedereingliederungsschwierigkeiten sehe ich bei Bettina nicht voraus, da sie außer über eine überdurchschnittliche Intelligenz auch über Sekundärtugenden wie Fleiß verfügt. Bettina stammt aus sozial eingeschränkten Verhältnissen. Ihr Vater ist Polizist und alleiniger Verdiener in der fünfköpfigen Familie. Sollte Familie Beispiel deshalb ein Teilstipendium oder Ratenzahlung beantragen, dann sollte nach Einschätzung der Schule ein solcher Antrag wohlwollend geprüft werden. (Ort, Datum, Unterschrift, Schulstempel) | |