Heinrich Kröger, neuer Schulleiter am „Stein“, über seine Rolle

Sportverrückt ist der neue Schulleiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Seit 25 Jahren verfolgt Heinrich Kröger in Block 44 die Spiele des BVB. Warum der 57-Jährige Chef des Lüner Traditions-Gymnasiums werden wollte und was Schule neben Fachwissen noch vermitteln sollte, darüber sprach mit ihm RN-Redakteurin Magdalene Quiring-Lategahn.

Sie waren an katholischen Schulen tätig, jetzt der Sprung an eine weltliche. Was ist anders?

Die Zielrichtung ist eigentlich die gleiche. Es geht um Respekt, darum Menschen zu achten und anzunehmen. An meiner früheren Schule gab es viel mehr christliche Symbole und auch ein Morgengebet. Das ist hier nicht so. Aber im Kern ist es gleich. Das spürt man. Es geht um den Schüler als Menschen. Das finde ich schön.

Sie sind Mathematiklehrer. Kennen Sie schon jeden Winkel am Stein?

Noch nicht jeden, aber viele. Gerhard Böhmer und Detlef Suckrau haben mir einiges gezeigt. So habe ich schon einen guten Eindruck, beispielsweise wo Baustellen sind. Stichwort Schulleiterhaus, Renovierungsbedarf oder WLAN-Netz.

Als Vater dreier Kinder, die am Stein waren und sind, sind Sie Insider. Sie wollten trotzdem die Leitung übernehmen. Warum?

Nicht trotzdem, sondern gerade weil meine Kinder hier waren und sind. Ich habe erlebt, dass sie zu Persönlichkeiten herangereift sind und die Schule das gefördert hat. Hier herrscht ein Klima, wo das Kind gesehen wird. Das finde ich toll.

Amtsantritt Heinrich Kroeger5Wie war Ihr erster Eindruck von der Schule?

Es sind viele neue Eindrücke, neue Namen, neue Schüler. Die Schule ist vielfältig und jung vom Kollegium her. Eine Klasse hat mir in verschiedenen Sprachen „herzlich willkommen“ geschrieben. Da ist mir klar geworden, wie viele Menschen und Nationen hier zusammen sind. Das ist ein Schatz an Kulturen.

Wie war Ihre erste Unterrichtsstunde?

Spannend angespannt. Auch eine Chance, noch mal einiges auf den Prüfstand zu stellen. Es ist natürlich immer ein Suchen und Finden zwischen Lehrer und Schüler. Die Schüler waren fantastisch, von der Leistung und der Art der Mitarbeit. Das war ein schönes Klima.

Als Sportlehrer haben Sie meist ein Ziel vor Augen. Welches ist es in Ihrer Position?

Mein Ziel ist es, Respekt vor- und füreinander zu erhalten. Das bündelt sich in dem Spruch „mein Stein, dein Stein, unser Stein“. Ich möchte, dass die Schüler sagen, das ist meine Schule und weiter mitarbeiten, dass sich alle wohlfühlen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Das Fass G8 möchte ich nicht wieder neu aufmachen, aber über Rahmenbedingungen sprechen. Was muten wir unseren Schülern zu? Wie können wir Lehrpläne aufs Wesentliche konzentrieren? Wo können wir Belastungen abbauen? Die Schüler brauchen Räume, um sich sammeln zu können. Das können Sitzecken sein. Hinzu kommen gesellschaftliche und familiäre Fragen. Wo kann Schule da helfend eingreifen? Da sind wir immer stärker gefragt.

Was wollen Sie verändern?

Das möchte ich mit Kollegen, Eltern und Schülern herausfinden. Mein Arbeitsstil ist es, etwas zu besprechen, dann Schwerpunkte zu setzen und die konsequent zu verfolgen.

Verstehen Sie sich eher als Manager, Motor, Motivator oder Impulsgeber?

Ich sehe mich als den, der Gespräche anregt, in welche Richtung wir uns entwickeln wollen. Dann geht es um leiten und führen, darum, die Perspektive vorzugeben und voranzugehen.

In den Filmen „Frau Müller muss weg“ oder „Fack Ju Göhte“ wird Schule im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung thematisiert. Wird die Problematik treffend beleuchtet?

Die Filme treffen überspitzt die Entwicklung. „Frau Müller“ zeigt, welch hoher Druck auf Eltern und Lehrern lastet. Vieles, was im Leben nicht klappt, wird auf Schule als Dienstleister verschoben. Nach dem Motto, wir geben das Kind ab und nach acht Jahren kommt ein Top-Abitur heraus. Im Film „Göhte“ hat mich die Sprache gestört.

Was soll Schule jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Neben Fachwissen ist mir wichtig, dass sie begründete Entscheidungen treffen und sich in der Gesellschaft positionieren können. Dazu muss man sich auch mal reiben mit dem Lehrer oder dem Schulleiter. Aber es geht dann darum, wie formuliere ich das.

Wie hat Schule Sie geprägt?

Ich habe Glück gehabt. Ich hatte auf der Realschule Lehrer, die mich gefördert und gefordert haben. Sie haben mir zugetraut, dass ich aufs Gymnasium kann. Für mich war und ist die Schule positiv besetzt.

Welche Fächer mochten Sie früher gar nicht?

Die Fremdsprachen waren nicht so meine Welt.

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