ErweiterungsbauDer geplante Erweiterungsbau am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium war Thema im Haupt- und Finanzausschuss. Es wurde viel geredet, teilweise zu viel – eine persönliche Momentaufnahme. Von Torsten Storks

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, heißt es im Volksmund. An dieses Sprichwort wird wohl das eine oder andere Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses (HuF) in dessen Sitzung Donnerstagabend im Rathaus gedacht haben. Den Grund dafür lieferte dieses Mal Siegfried Störmer (Foto). Seines Zeichens SPD-Ratsherr, erster stellvertretender Bürgermeister, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Sport und, sonst wäre er Donnerstag ja nicht da gewesen, Mitglied des HuF-Ausschusses.

Störmers Stunde
StoermerSiegfried Störmers Stunde schlug beim Tagesordnungspunkt „Neubau eines Erweiterungsbaus am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium“. Der Ausschuss hatte darüber zu befinden, ob er dem in der kommenden Woche tagenden Rat der Stadt „empfiehlt“, dafür zu sorgen, dass der vorgesehene zweigeschossige Erweiterungsbau am Stein-Gymnasium von der Statik her so geplant wird, dass er später um eine Etage aufgestockt werden kann. Weil jetzt schon absehbar ist, dass die zusätzlichen sechs Klassenräume den tatsächlichen Bedarf zumindest mittelfristig nicht abdecken. Das gibt die Schulverwaltung auch unumwunden zu. Das steht schwarz auf weiß in der entsprechenden Verwaltungsvorlage, mit der sich Ende vergangener Woche der Schulausschuss unter dem Vorsitz Störmers und der Betriebsausschuss Zentrale Gebäudebewirtschaftung (ZGL) mehr oder weniger beschäftigt haben. Mehr oder weniger deshalb, weil im Schulausschuss lediglich die Grünen auf das Raumproblem trotz Neubauplänen am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium hingewiesen haben, jedoch kein Gehör fanden. Der Ausschuss nickte die Pläne nach kurzer Diskussion ab.

Konstruktive Diskussion
Das sah im ZGL-Ausschuss ganz anders aus. Dort wurde ausführlich und konstruktiv diskutiert. Am Ende war man sich parteiübergreifend einig, dass im Zuge des geplanten, zwei Millionen Euro teuren Erweiterungsbaus sichergestellt werden sollte, dass der Bau später aufgestockt werden kann. Daran erinnerte Martin Püschel, SPD-Ratsherr und Vorsitzender des ZGL-Betriebsausschusses eindringlich im HuF-Ausschuss. Was seinen Parteifreund Störmer nicht wirklich beeindruckte. Was ja auch in Ordnung ist. Schließlich ist es das gute Recht eines jeden Ausschussmitgliedes, seine Position zu vertreten. In diesem Sinne sagte Störmer: „Ich weiß aus Gesprächen mit den Verantwortlichen des Gymnasiums, dass die Schule den Raumbedarf sehr großzügig ermittelt hat.“ Damit sei für ihn alles in Ordnung. Die von der neuen Landesregierung geplante Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) sei auch kein Problem, schließlich kenne man sich beim Stein-Gymnasium damit aus. Und überhaupt, sagte Siegfried Störmer weiter, gebe es in Lünen ja noch ein weiteres Gymnasium, mit dessen Hilfe sich etwaige Engpässe auffangen ließen. Abschließend stellte Störmer fest, dass es keineswegs so sei, wie es in der Presse zu lesen war, dass der „geplante Neubau zu klein (ist)“. Das stimme so nicht, meinte SPD-Ratsherr Störmer, dessen Ausführungen Teile des HuF-Ausschusses sichtlich nervös machten. Zum Beispiel den Vorsitzenden der Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen (GFL), Dr. Johannes Hofnagel: „Herr Störmer“, sagte Hofnagel, „wir können doch nicht einfach so mit dem Bau anfangen und stellen dann in zehn Jahren fest, hätten wir die Statik doch besser gemacht“.

„In weiser Voraussicht“
Den Ball nahm Annette Droege-Middel, CDU-Ratsfrau und -Fraktionschefin, dankbar auf. In Richtung Störmer stellte die Christdemokratin klar, dass es Aufgabe von ZGL sei, in weiser Voraussicht ein vernünftiges Flächenmanagement zu betreiben. Das beinhalte auch eine mögliche Aufstockung des geplanten zweigeschossigen Neubaus. FDP-Fraktionschef Dr. Roland Giller fasste sich wie so oft kurz: „Der Raumbedarf ist mit dem Neubau einfach nicht gedeckt, Herr Störmer!“

Am Ende der Debatte formulierte SPD-Ratsherr Manfred Püschel für den HuF-Ausschuss folgenden Beschlussvorschlag für den Rat: „Der Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt dem Rat der Stadt Lünen, den Erweiterungsbau (...) zu beschließen und die Verwaltung zu beauftragen, im Rahmen der jetzigen bauvorbereitenden Maßnahmen zu prüfen, wie möglicher weiterer Raumbedarf durch eine mögliche Aufstockung des Gebäudes gewährleistet werden kann“.

Dem stimmte der HuF-Ausschuss zu – auch Siegfried Störmer, der kaum hörbar erklärte: „Ich wollte ja nur mal sagen.“