| Lese- und Verstehenshilfen zu Alexa Hennig von Langes Roman Warum so traurig? Home Fächer Deutsch Projekt »Autorinnenlesung im Herbst 2005« Warum so traurig? | | | Von Artur Weinhold | | Die im Folgenden aufgeführten Lese- und Verstehenshilfen stehen in Zusammenhang mit den unterrichtsthematischen Ideen und Vorschlägen, die aus der Erarbeitung von Alexa Hennig von Langes am 23. September 2005 veröffentlichtem, sechstem Roman Warum so traurig? in meinem Deutsch-LK der Jahrgangsstufe 13 (Abitur 2006) hervorgegangen sind. Der Roman ist kein Kinder- oder Jugendbuch. Entsprechend nimmt die Autorin keinerlei Rücksicht auf einen kindlichen oder jugendlichen Verstehenshorizont. Hauptsächlich liefert diese Webseite deshalb zunächst Erläuterungen von Sachverhalten und Begriffen, die nicht selbstverständlich sind, für ein differenzierteres, tiefgreifendes Verständnis der Handlung, der Figuren, der sie beschäftigenden lebens- wie zeitgeschichtlichen Themen und ihrer Konflikte aber verfügbar sein sollten. Es wäre zwar möglich, die Recherche-Arbeit den LK-Schülern zu überlassen, aber ich versuche die Schüler dadurch, dass ich ihnen hier die genannten Erläuterungen anbiete, zu entlasten für gattungsgeschichtliche oder -theoretische, textanalytische und interpretatorische Aufgaben im Zusammenhang meines Unterrichts. Addenda und Korrigenda sind jederzeit willkommen. | | | Seite | Stichwort | Erläuterung | Titel | Warum so traurig | Mehrere Volkslieder führen die Titelformulierung des Romans im Liedtext. Die sinnvollsten Bezüge ergeben sich zu dem Lied mit der Titelzeile »Mein Schatz, warum so traurig«: 1. | Mein Schatz, warum so traurig Und tanzest nicht mit mir? Ich seh’ es deinen Äuglein an, Dass du geweinet hast. | 4. | Was hilft’s, wenn du das sagst, Und ich mein’ Ehr’ nicht hab, Ich wollt’, ich wäre längst gestorben Und läg’ im kühlen Grab. | 2. | Warum soll ich nicht weinen Und auch nicht traurig sein? Ich trage unter meinem Herzen Ein kleines Kindelein. | 5. | Was wär’s, wenn du gestorben Und lägst im kühlen Grab? Dein schöner Leib, der muss verwesen Bis an den jüngsten Tag. | 3. | Darum brauchst du nicht weinen Und auch nicht traurig sein. Ich will das Kind ernähren Und auch der Vater sein. | 6. | Ein Häuslein will ich bauen Aus Gold und Marmorstein, Darinnen sollst du mit mir wohnen Und deinem Kindelein. | | Zur Quelle des Textes | | | | | | | 7 | Rainald Maria Goetz | Geb. am 24.05.1954 in München als Sohn eines Chirurgen und einer Photographin. Die Schulzeit von 1960 bis 1974 wurde unterbrochen durch ein Austausch-Schuljahr 1971/72 in Flint, Michigan. 1974 Beginn des Doppelstudiums der Geschichte und der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Seit 1976 literaturkritische un essayistische Publikationen. 1978 nach Studienaufenthalt an der Sorbonne Promotion zum Dr. phil. mit einer althistorischen Dissertation. 1980 praktisches Jahr an der Nervenklinik der LMU. 1981 Approbation als Arzt. 1982 Promotion zum Dr. med. mit einer an der Klinik des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie durchgeführten Untersuchung zu Hirnfunktionsstörungen. 1983 provokativer Auftritt beim Ingeborg-Bachmann-Literaturpreiswettbewerb in Klagenfurt (»Rasierklingen-Auftritt«). 1983/84 halbjähriger Aufenthalt in New York. 1985/86 halbjähriges Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin. Zahlreiche Preise. Das Motto Seite 7 entstammt dem Klappentext von Abfall für Alle. Roman eines Jahres (Frankfurt a. M.: Suhrkamp-Verlag, 1999), Rainald Goetz’ Internet-Tagebuch, in dem er ein Jahr lang, von Februar 1998 bis Januar 1999, am Computer sein tagtägliches Sein, Erleben und Wahrnehmen mitprotokollierte und online stellte. Einführendes zu Rainald Goetz unter http://de.wikipedia.org/wiki/Rainald_Goetz; nützlich auch http://www.single-generation.de/pop/rainald_goetz.htm | | | | 16 | »Los, komm.« | Vgl. Theodor Fontane, Effi Briest: »Komm, Effi!« | | | | 22 | Bevor wir in den Tod fliegen, sollte ich vielleicht noch flüstern: »Hier riecht es nach Kerosin.« So, wie sich Tarzans Eltern das im Film, kurz vor ihrem Absturz über dem Dschungel, sagen. […] Das Körbchen mit dem Baby stellen sie zwischen die Sitze. Die Propellermaschine rast schon durch die Baumwipfel. Vater und Mutter halten sich an den Händen, sagen einander: »Ich liebe dich.« Das war’s. | Möglicherweise ist dieser Film von 1939 gemeint: Tarzan Finds A Son, auch bekannt unter dem Titel Tarzan Escapes! (90 Minuten), mit Johnny Weissmuller und Maureen O’Sullivan sowie Johnny Sheffield als »Sohn«. Die Website http://www.tarzanmovieguide.com/ weiß darüber zu sagen: »A small plane crashes in the jungle, its only survivor a baby boy. The baby is rescued by Cheetah and taken to Tarzan’s home. He and Jane raise the child as their own and name him Boy.« Wenn im Roman von »Tarzans Eltern« die Rede ist, sind also die beiden beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen leiblichen Eltern von Boy gemeint, nicht Tarzan und Jane, die Adoptiveltern. Noch mehr hier. | | | | 27 | Schultheiss-Comics | Matthias Schultheiss (* 1946 in Nürnberg) ist einer der – gerade außerhalb Deutschlands – anerkanntesten deutschen Comic-Autoren ( Die Haie von Lagos, Die Wahrheit über Shelby). Lehrt Storyboard an der Hamburger Technischen Kunstschule. | | | | 36 | »Denn sie wissen nicht, was sie tun« | Dt. Titel von Rebel Without A Cause (USA 1955). Regie: Nicholas Ray. Mit: James Dean, Natalie Wood, Sal Mineo, Corey Allan, Jim Backus, Corey Allen, Dennis Hopper, Ann Doran, William Hopper, Rochelle Hudson, Virginia Brissac, Beverly Long. Die Geschichte: Immer wieder wurde der rebellische Jim Stark der Schule verwiesen; immer wieder sind er und seine Eltern umgezogen – diesmal nach Los Angeles. Jim kommt nicht zurecht mit seinem Elternhaus, vor allem nicht mit dem Vater, den er für einen Schwächling hält. Fremd in der neuen Umgebung, legt Jim sich mit einer Gruppe von gleichaltrigen Halbstarken an, die ihn zu einer extremen Mutprobe herausfordern, bei der ihr Anführer Buzz sein Leben verliert. Buzz’ Freundin Judy fühlt sich jedoch stark zu dem Außenseiter hingezogen und gemeinsam mit Plato, der auch aus kaputten Familienverhältnissen kommt, verstecken sich die drei zunächst in einem abgelegen Haus, später im Planetarium. Hier spitzen sich die Ereignisse zu. | | | | 40 | Trompe-l’Oeils | Trompe-l’Oeil [; französisch, eigentlich »Augentäuschung«] das, auch der, bildende Kunst: ein Stillleben, in dem die Gegenstände so naturgetreu gemalt sind, dass sie dem Auge (im ersten Moment) als Wirklichkeit erscheinen. Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus | | | | 41 | Showgirls | Andreas Edler schreibt 1997 auf www.filmfacts.de über diesen Film (USA 1995): »Um diesen Film wurde vor dem Kinostart ein Riesenaufheben gemacht. Paul Verhoeven [der Regisseur, A.W.] erzählte dauernd irgendetwas von ›schockierend‹ und ›Offenlegung‹. Im Prinzip ging es aber wohl nur darum, möglichst oft den Namen des Films in die Medien zu bringen. Wie dem auch sei. Der Film ist in einigen Ländern verboten und in vielen erst ab 18 Jahren zu sehen. Hier in Deutschland darf man schon ab 16 in den Genuss dieses Streifens kommen. […] Nomi Malone (Elisabeth Berkley) fährt per Anhalter nach Las Vegas um dort das große Geld als Tänzerin zu verdienen. Doch schon der Autofahrer, der sie mitnimmt zerstört ihre Illusionen, als er sie unter einem Vorwand in ein Casino lockt, um dann mit ihrem ganzen Hab und Gut abzuhauen. Völlig mittellos steht Nomi nun in der großen Stadt. Sie wird von einer jungen Tänzerin aufgenommen und wohnt mit ihr zusammen in einem schäbigen Wohnwagen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit Strip-Auftritten im drittklassigen ›Cheeta-Club‹, wo sie gegen ein entsprechendes Trinkgeld auch weitergehende Vergnügungen bietet. Trotzdem verliert sie ihr eigentliches Ziel, in einer großen Revue als Tänzerin aufzutreten, nicht aus den Augen. Während eines Vortanzens wird Cristal Connors (Gina Gershon), Star der Star Dust Revue, auf Nomi aufmerksam. Mehr aus eigenem Interesse besucht sie zusammen mit Zack Carey (Kyle MacLachlan) den ›Cheeta-Club‹, um Nomi tanzen zu sehen. Nomi wird für das ›Star-Dust‹ engagiert und arbeitet sich im Rang nach oben. Dabei geht sie durchaus nicht zimperlich mit ihren Rivalinnen um. Das erfährt auch Cristal am eigenen Leib.[…] Man sollte von diesem Film nichts Hintergründiges erwarten. Im Prinzip geht’s, allen anderen Beteuerungen zum Trotz, nur darum, möglichst viel nackte Haut auf das Filmmaterial zu bannen. Das ist auch wohl gelungen. Drumherum ist noch eine nette, nicht anspruchsvolle Geschichte gestrickt, die die ganzen Nackttanzszenen zusammenhält. Was soll’s also? Wenn man das weiß und sich den Film deshalb ansehen will, kann man nichts verkehrt machen. Wenn man allerdings einen schonungslosen Bericht über das harte Leben der Tänzerinnen in Las-Vegas-Revuen sehen will, sollte man tunlichst die Finger von Showgirls lassen.« | | | | 55 | Iggy Pop zu hören. Lust for Life. | Auf http://www.songtext.net/I/Iggy_Pop/Lust_for_Life/ schreibt ein anonymer Redakteur: »01. März 2002: Wow, Iggy Pop (Jahrgang 47), der einen Körper aus Gummi zu haben scheint, wenn er sich um den Mikrofonständer windet, macht richtig gute Musik. Unterstützt von David Bowie, der auf dieser CD das Klavier spielt und sieben von neun Songs mitgeschrieben hat, liefert Iggy Pop ein abwechslungsreiches, intensives Werk ab. – Einige Lieder, wie z.B. ›Tonight‹, tragen so unverkennbar Bowies Handschrift, dass man denkt, es handelt sich um sein Album.– Die für Iggy Pop so typischen Punkelemente aus Stooges-Zeiten sucht man hier vergebens. – Dieses Album von 1977 mit knapp über 40 Minuten Spieldauer überzeugt durch Rhythmus und das Meisterwerk ›The Passenger‹.« -
» Lust For Life« -
» Sixteen« -
» Some Weird Sin« -
» The Passenger« -
» Tonight« -
» Success« -
» Turn Blue« -
» Neighborhood Threat« -
» Fall In Love With Me« Die Texte zu dem Album Lust for Life sind unter dem oben angeführten URL einsehbar. | | | | 82 | Jacobsen-Stühle | Jacobsen, Arne, dänischer Architekt und Designer, *Kopenhagen 11.2. 1902, gest. ebenda 24.3. 1971; gelangte, beeinflusst von Le Corbusier, L.Mies van der Rohe und G.Asplund, zum Funktionalismus; schuf Bauten von klarer Form, ausgewogener Gliederung und sorgfältiger Innenraumgestaltung; entwarf auch Möbel, Textilien und Bestecke. Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus Im Bild: einer von Jacobsens Stühlen – die »Ameise« (»The Ant Chair«) Jacobsens architektonische und stadtplanerische Arbeiten in Deutschland: die Konzerthalle in Hannover (1965), das Kongresszentrum in Castrop-Rauxel (1965; siehe Bild rechts), das »Gymnasium Christianeum« in Hamburg (1965) und (zusammen mit einem deutschen Architekten) das Verwaltungsgebäude für die »Hamburgischen Elektrizitätswerke« (1965). | | | | 83 | letztes Jahr in Bilbao | In Bilbao besuchten Philip und Lizzy das »Museo Guggenheim«, erbaut von Frank Gehry (Fertigstellung 1997). (Siehe im Roman auch S. 110 u.d.M.) | | | | 84 | Horst Janssen | Zeichner und Grafiker, *Hamburg 14.11. 1929, gest. ebenda 31.8. 1995; suchte in sarkastischen figürlichen Darstellungen und Porträts psychische Deformationen sichtbar zu machen; schuf auch Illustrationen zu literarischen Vorlagen und eigenen Texten. Das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg bietet u.a. eine Biografie des Künstlers, Informationen zum Werk sowie Hinweise zu Ausstellungen und Veranstaltungen. Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus | | | | 89 | Brioche | [ ] (französisch) die, feines, butterreiches Hefegebäck | | | | 90 | Guernica | [ ] (spanisch Guernica y Luno), Stadt im spanischen Baskenland, Provinz Vizcaya, 17.800 Einwohner; war bis 1877 der Tagungsort des Landtags von Vizcaya, der sich hier unter einer alten Eiche versammelte; das baskische Nationallied »Gernikako Arbola« spielt darauf an. Im Spanischen Bürgerkrieg zerstörte die deutsche »Legion Condor« am 26.4. 1937 durch Bomben die Stadt (Gemälde »Guernica«, 1937, von Pablo Picasso) Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus | | | | 90 | ETA | Abkürzung für baskisch Euzkadi Ta Azkatasuna [»das Baskenland und seine Freiheit«], baskische Untergrundorganisation, gegründet 1959, seit 1976 gespalten in ETA militar und ETA politico-militar; radikale Verfechterin baskischer Autonomieforderungen in Spanien; das Ziel, ein selbstständiger baskischer Staat, der das französische Baskenland einschließt, soll mit terroristischen Aktivitäten aller Art (auch Morden an Unbeteiligten) erreicht werden. Politischer Arm der ETA ist die Partei »Herri Batasuna« (HB), die im baskischen Regionalparlament vertreten ist und sich nicht deutlich von den Terrorakten, die bisher 800 Opfer gekostet haben, distanziert. Verhandlungen mit der spanischen Regierung scheiterten bisher immer an den Maximalforderungen der ETA. Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus | | | | 91 | Museum in Humlebaek | | | | | 92 | Henry Moore, Alexander Calder, Jean DeBuffet | Henry Moore: britischer Bildhauer und Grafiker, *Castleford (bei Leeds) 30.7. 1898, gest. Much Hadham (County Hertfordshire) 31.8. 1986; Bildwerke von beeindruckender Ausdruckskraft und Strenge, von archaischen Skulpturen und der Kunst der Naturvölker beeinflusst. Zentrales Thema ist der Mensch als Einzelfigur, oft liegend oder auch als Gruppe gestaltet. Moore arbeitete v.a. in Stein und Holz, später vorwiegend in Bronze. Während der Bombenangriffe auf London (1940/41) hielt Moore in Untergrundbahnstationen und Tunnels Schutz suchende Menschen in eindringlichen Zeichnungen (»Shelter drawings«) fest. Moore gehört zu den bedeutendsten Bildhauern des 20.Jahrhunderts; seine Skulptur »Knife Edge« (siehe Abb. rechts) steht in Essen. Näheres hier. Alexander Calder: amerikanischer Plastiker und Grafiker, *Philadelphia 22.7. 1898, gest. New York 11.11. 1976; schuf neben abstrakten Metallplastiken (»Stabiles«) mit seinen mechanisch oder durch Luftzug an Drähten bewegten Metallscheiben (»Mobiles«) Prototypen der kinetischen Kunst. Näheres hier. Jean Dubuffet: Jean, französischer Maler, *Le Havre 31.7. 1901, gest. Paris 12.5. 1985; orientierte sich bei seinen in plastische Malgründe aus Sand, Erde, Kalk u.a. gemalten oder geritzten Bildern, in seinen Collagen und Zeichnungen an der spontanen Kunst von Kindern und Geisteskranken; fertigte auch zum Teil begehbare Skulpturen und »Architekturen« aus Kunststoff. Näheres siehe hier. Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus | | | | 96 | Charles Willefords Miami Blues | Charles Willeford [ oder ](1919-1988) war ein amerikanischer Kriegsheld, Autor, Hochschullehrer und sonst noch einiges. Über ihn schreibt der Perlentaucher ( http:www.perlentaucher.de) in seiner Krimi-Beratung »Mord und Ratschlag«: »Erst spät kam der Ruhm zu Charles Willeford. Genauer gesagt: als der Autor 65 alt war, vier Jahre vor seinem Tod. Davor war Willeford, ein ganzes Leben lang, der vermutlich unbekannteste große amerikanische Autor des letzten Jahrhunderts. Er war 1919 in Little Rock, Arkansas geboren worden, hatte früh seine Eltern verloren, Jahre seiner Jugend als Eisenbahn-Tramper verbracht, war zur Armee gegangen und vielfach dekoriert aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt. Er studierte Malerei und Literatur, schlug sich mit diversen Jobs durch – unter anderem als Pferdetrainer und Radiosprecher – und begann schon während seiner Militärzeit zu schreiben. Gedichte, die keiner lesen (heute verkaufen sich die Erstausgaben im fünfstelligen Dollar-Bereich), und Romane, die keiner verlegen wollte. So landeten seine Bücher bei jenen Verlagen, die mit ihren Billig-Paperbacks die auch erst hinterher legendär gewordenen Pulp-Magazine abgelöst hatten. Obgleich viele der damaligen Autoren bei Gold Medal und Dell – Willefords Verlage allerdings lagen meist noch einmal eine Qualitätsstufe tiefer – inzwischen als Klassiker der amerikanischen Pulp Fiction gelten und nach wie vor höchst lesenswert sind, war Willeford unter den viel schreibenden Kollegen von Anfang an ein wenig fehl am Platz. Ihm nämlich war es Ernst mit der Literatur, er feilte, wenn die Existenzbedingungen es zuließen, lange an seinen Texten und hielt die Heroen der Moderne, James Joyce oder Franz Kafka, für das Maß aller Dinge.[…] In Miami Blues, dem ersten Roman der Serie – unter demselben Titel so exzellent wie erfolgreich verfilmt –, treten die Mischfiguren vieler früherer Werke klar in zwei Charaktere auseinander: den Sympathieträger Moseley auf der einen, den Psychopathen Freddy J. Frenger, Jr. auf der anderen Seite. Der Roman beginnt, absurd genug, damit, dass Frenger bei seiner Ankunft in Miami (er kommt gerade aus dem Knast) einem lästigen Hare Krishna aus purer Bosheit den Finger bricht; der stirbt sogleich am Schock. Der von Willeford gerne in hinterhältiger Absicht bemühte Zufall will es, dass Frenger an die als Prostituierte arbeitende Schwester des Opfers gerät, die wiederum von ihrem Bruder schwanger war und deshalb nun von ihrem Vater des Auftrags zum Mord bezichtigt wird: Freddy J. Frenger, Jr., schuldig und unschuldig zugleich, ist so, ehe er es sich versieht, der Hauptverdächtige. Der Rest des Buches ist ein so groteskes wie gewalttätiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen Moseley und Frenger, das Moseley zu seinem, zu Willefords und zu unserem Glück gerade so überlebt. Nach dem Erfolg des ersten Bandes sollten drei weitere Fortsetzungen folgen, Willeford wurde damit in seinen späten Jahren noch zum gefeierten Kultautor.« Mehr hier und hier. | | | | 99 | David Copperfield und Silas | David Copperfield (veröff. 1849-50) und Silas Marner (1861) sind zwei Romane des englischen Realismus. David Copperfield von Charles Dickens (1812-1870) gilt als die Ikone der sozialkritischen englischsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts schlechthin. Es ist (laut Wikipedia) »die Geschichte eines Jungen, David Copperfields, der von Mr. Murdstone, seinem grausamen Stiefvater, fast zu Tode geprügelt und schließlich auf eine Privatschule fortgeschickt wird. Die Schule, Salem House, wird von einem unbarmherzigen Direktor geleitet, Mr. Creakle. Hier freundet David sich mit Steerforth und Tommy Traddles an, die, in typischer Dickens-Art, die Schule verlassen, im weiteren Verlauf des Romans aber wieder auftreten. Derweil stirbt Davids geliebte Mutter kurz nach der Geburt eines weiteren Sohnes an den Folgen der (seelischen) Grausamkeiten, die Mr. und Miss Murdstone (Davids Stieftante) ihr und ihrem Baby zufügen. Das Kind stirbt ebenfalls. Mr. Murdstone schickt David daraufhin zur Sklavenarbeit in seine Fabrik. In der grausamen Realität einer Fronarbeit, die den Jungen nur von der Hand in den Mund überleben lässt, spiegeln sich Dickens’ eigene Erfahrungen und Leiden aus der Fabrikarbeit jener Zeit. David entflieht der Fabrik und legt auf der Suche nach der einzigen ihm bekannten Verwandten, seiner exzentrischen Tante Betsy Trotwood, den weiten Weg von London nach Canterbury zu Fuß zurück. Tante Betsy willigt ein, ihn aufzunehmen, wenn auch nur, um die unbarmherzige Miss Murdstone zu ärgern. Davids Tante gibt ihm einen neuen Namen, Trotwood Copperfield. Den Rest des Romans benutzt die Hauptfigur beide Namen gleichermaßen. Dickens erreicht durch diesen Kniff eine Aufspaltung der Charaktere in zwei Gruppen. Bezogen auf den Zeitpunkt des ersten Auftretens und durch wen ein Kennenlernen erfolgte, wird die Hauptfigur David oder Trotwood genannt. Der Roman folgt David auf dem Weg des Erwachsenwerdens. Die Erzählung lebt von den Figuren, die Davids Weg kreuzen, ihn einen Teil seines Lebens begleiten, verschwinden und wieder auftauchen. Darunter sein Kindermädchen Peggotty, ihre Familie, die mit ihnen lebende kleine Waise Emily, die David verzaubert; seine Spielkameradin Agnes Wickfield, ein idealisiertes, engelsgleiches Wesen; und sein Schulfreund Steerforth, der Emily verführt und entehrt. Genau dieses Ereignis löst auch die größte Tragödie in der Geschichte aus. Die beiden bekanntesten Charaktere aber sind Davids Mentor, der verschuldete Mr. Wilkins Micawber – ebenfalls ein Lohnsklave von Mr. Murdstone – und Davids Feind, der arglistige und betrügerische Angestellte Uriah Heep. Die Untaten Uriah Heeps werden schließlich durch tätige Mithilfe von Micawber aufgedeckt. Micawber wird als positiver Charakter dargestellt, auch wenn Dickens seine Unbedachtsamkeit in finanziellen Dingen deutlich herausstreicht. Micawber landet, wie auch Dickens’ eigener Vater, wegen seiner Schulden kurzzeitig im Gefängnis. In klassischer Dickens-Manier bekommen die Hauptfiguren schließlich, was sie verdienen. Nur wenige Erzählfäden bleiben am Ende ohne Auflösung. David heiratet zunächst die sehr hübsche, aber ebenso dumme Dora Spenlow. Dora stirbt jedoch relativ schnell und macht so Platz für eine Hochzeit mit Davids wahrer Liebe – Agnes, die nie aufgehört hat, den Titelhelden zu lieben. In ergreifender Weise enthüllt Agnes ihrem Bräutigam, dass es Doras letzter Wunsch war, dass sie beide heiraten sollten.« So weit Wikipdia. David Copperfield wurde mehrfach verfilmt. In Silas Marner von George Eliot (Pseudonym von Mary Ann Evans, 1819-1880) wird die Titelfigur, ein Weber, vom besten Freund des Diebstahls bezichtigt und seiner Braut beraubt und zieht sich daraufhin in das kleine Dorf Raveloe zurück. Silas’ einziger Lebensinhalt, Arbeiten und Sparen, wird mit einem Schlag zunichte gemacht, als man ihm seine ganzen Ersparnisse entwendet. Doch dann führt ihm das Schicksal ein Findelkind zu, das seinem Leben einen neuen Sinn gibt, bis eines Tages der leibliche Vater auftaucht. (dtv-Klappentext) Auch dieser Roman wurde mehrfach verfilmt. | | | | 100 | ein alles verheerendes Erdbeben | | Die rote Linie bezeichnet den Bereich, in dem die Kontinentalplatten Europas und Afrikas aneinanderstoßen. Der rote Stern stellt das Epizentrum des Erdbebens dar. | Das Erdbeben von Lissabon, so weiß Wikipedia, zerstörte am 1. November 1755 die portugiesische Hauptstadt fast vollständig. Ihm folgte eine Feuersbrunst und ein Tsunami. »Nach heutigen Schätzungen hatte das Beben, dessen Epizentrum im Atlantik etwa 200 km südwestlich des Cabo de São Vicente lag, eine Stärke von etwa 9 auf der Richter-Skala. Mit mehr als 100.000 Todesopfern gehört es zu den zerstörerischsten Naturkatastrophen der Geschichte. Das Erdbeben hatte zudem erhebliche wissenschaftliche, politische und kulturelle Auswirkungen: Zum einen gab es den Impuls zur Entwicklung der modernen Seismologie. Des weiteren verschärfte es die innenpolitischen Spannungen in Portugal und hatte einen Bruch in den kolonialen Bestrebungen des Landes zur Folge. Nicht zuletzt löste es aufgrund des Ausmaßes der Zerstörung vielfältige Diskurse unter den Philosophen der Aufklärung aus. Vor allem warf es die Frage der Theodizee neu auf, wie ein gütiger Gott das Übel in der Welt zulassen könne.« | | | | 104 | »Die Pest hat alle dahingerafft.« | Pest [lateinisch pestis, »Seuche«], schon im Verdachtsfall meldepflichtige, schwere, akute bakterielle Infektionskrankheit (Erreger: Yersinia pestis), die meist von Nagetieren (vorwiegend Ratten) und den auf ihnen schmarotzenden Flöhen auf den Menschen übertragen wird. Befallen werden die Lymphknoten, wobei eine sehr schmerzhafte, nekrotisierende Lymphgefäßentzündung und Lymphknotenschwellung, auch ein geschwüriger Zerfall der Lymphknoten im Anschluss an den infizierenden Flohstich (Beulenpest, Bubonenpest, Drüsenpest) im Vordergrund stehen, oder (nach der seltenen Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch) die Lunge (Lungenpest, die auch als Komplikation der Bubonenpest vorkommt) und schließlich auf dem Blutweg der gesamte Organismus (Pestsepsis). Die Allgemeinerscheinungen der Pest sind hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Erbrechen, Unruhe, Benommenheit, Herz- und Kreislaufversagen. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis zehn Tage, bei Lungenpest ein bis zwei Tage. Die Behandlung erfolgt v.a. mit Antibiotika (z.B. Tetracycline, Chloramphenicol) in hohen Dosen. Zur Vorbeugung dienen die (akute) Pestschutzimpfung mit abgetöteten Pesterregern und die Bekämpfung von Ratten und Flöhen. Geschichte: Der »schwarze Tod«, der Europa 1346/47-52 heimsuchte, forderte etwa 25 Mio. Opfer. Im 15.-18.Jahrhundert folgten verschieden heftige Epidemien; 1890 bedrohte die Pest noch einmal, von Innerasien aus, die Welt; als Seuche trat die Lungenpest 1910/11 in der Mandschurei auf. Auf Malta kam es noch 1936 zu einer Pestendemie mit 28 Erkrankungsfällen. Weiterführende Informationen: Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus | | | | 106 | Über eine schmale Kopfsteinpflastergasse […] gelangen Philip und ich zur Burg. | Weitere Fotos hier. | | | | 110 | »In Bilbao habe ich mir die Deckenkonstruktion vom Museum ganz genau angesehen.« | Siehe Anm. zu S. 83. | | | | 113 | Meat Loaf | Meat Loaf was born as Marvin Lee Aday in Texas in 1947, and moved to Los Angeles in 1967 to play in local bands and appear in musicals such as Hair and As You Like It. He made his film debut with a memorable role in the cult film The Rocky Horror Picture Show (1975). In 1977, he and lyricist Jim Steinman released an operatic rock album called Bat Out Of Hell, the record has since sold 35,000,000 copies worldwide. However, the tour promoting the album took a toll on Meat Loaf’s voice and left him unable to sing on the follow-up record Bad For Good. Meat Loaf stayed in the dark through the eighties doing four records which never got any airplay or chart position in the US. Meat Loaf appeared in films Out Of Bounds (1986) as a Pilot, and The Squeeze (1987) with ›Michael Keaton‹. But after getting back together with Steinman, they delivered a powerful sequel Bat Out Of Hell I" which went to #1 in the US and UK. Bat II has now sold an excess of 20,000,000 copies. Meat Loaf’s TV credits include the soldier being held prisoner in Vietnam in Lightning Force (1991), a mad doctor who invents a serum to keep zombies from deteriorating in Monster (1988) and a slick landlord of a restaurant who ends up on the menu in the HBO series Tales From The Crypt (1989). Meat Loaf has also appeared in Crazy in Alabama (1999) and Fight Club (1999). Credits for this article | | | | 116 | Kaspar Hauser | Findelkind, *(nach eigenen Angaben) 30.4. 1812, gest. Ansbach 17.12. 1833; tauchte 1828 in Nürnberg auf. Nach eigenen Angaben war er allein in einem dunklen Raum aufgewachsen. Des Findlings, dessen geistige Entwicklung begrenzt blieb, nahm sich besonders der Rechtsgelehrte Anselm von Feuerbach an. Früh tauchte die Behauptung auf, er sei ein von der Gräfin von Hochberg beiseite geschaffter Erbprinz von Baden (1996 durch Genanalyse widerlegt). Hauser starb an den Folgen einer am 14.12. 1833 erlittenen Stichwunde. Der Stoff wurde auch literarisch behandelt: Gedichte (u.a. Paul Verlaine, Georg Trakl), Romane (Karl Gutzkow, Jakob Wassermann u.a.) und Schauspiele (Peter Handke); Filme von Werner Herzog (1974) und Peter Sehr (1994). Weiterführende Informationen: Linksammlung rund ums Thema, u.a. zur Kaspar-Hauser-Homepage Entnommen: Der Brockhaus in Text und Bild. (CD-ROM) © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus | | | | 118 | Am frühen Abend fahren wir mit dem Taxi über die monumentale Brücke des 25. April. | Auf www.lissabonline.de heißt es: »Bis 1966 konnte man den Süden des Landes nur über eine Brücke bei Vila Franca de Xira (30 km nördlich von Lissabon) oder mit Fähren erreichen. Mit dem Bau der Brücke wurde das andere Ufer der Stadt einverleibt. 1013 m der 2278 m langen Fahrbahn verlaufen in 70 m Höhe über dem Fluss. Die Fundamente befinden sich 82 m unter dem Wasserspiegel, die beiden 190 m hohen Brückenpfeiler liegen in etwa 1 km auseinander. 1966 wurde die Brücke nach Antonio Salazar, dem damaligen Diktator Portugals, als Ponte de Salazar eingeweiht, nach der Revolution aber zur Erinnerung an die Ereignisse umgetauft.« Der 25. April wird jedes Jahr in Erinnerung an die Nelkenrevolution von 1974 als »Dia da Liberdade« gefeiert. Wikipedia teilt dazu mit: »Die Nelkenrevolution (portugiesisch: Revolução dos Cravos oder einfach 25 de Abril) bezeichnet den Aufstand der Armee in Portugal am 24. und 25. April 1974 gegen die herrschende Diktatur. Die Nelkenrevolution verdankt ihren Namen einem Foto, das um die Welt ging: Eine Kellnerin, die gerade von der Arbeit kommt, steckt in Lissabon einem aufständischen Soldaten – im Rahmen des allgemeinen Volksfestes angesichts der Ereignisse – eine Nelke in den Gewehrlauf. Die Nelkenrevolution beendete die Diktatur und eröffnete den Weg zur Demokratie. Sie verlief beinahe unblutig. Es gab nur vier Tote, als verbleibende regimetreue Truppen vor dem Sitz der Geheimpolizei auf unbewaffnete Demonstranten feuerten. Die ›Nelkenrevolution‹ markiert aus heutiger Sicht den Anfang vom Ende des ursprünglichen Nachkriegseuropa. Es folgen weitere Demokratisierungen in Griechenland (1974) und in Spanien (1975/1976); Anfang der achtziger Jahren werden mit den Protesten und Aufständen der Werftarbeiter in Polen die Fundamente für den Zusammenbruch der sozialistisch-kommunistischen Struktur in den Ländern des früheren ›Ostblocks‹ gelegt.« | | | | | | | |