Literarisches Intermezzo im Theater
Vor wenigen Minuten hatte Luca Zander noch im Stück „Equilibrium“ auf der großen Bühne gestanden. Ein kurzer Kleiderwechsel, kräftiges Durchatmen mit knapper gedanklicher Umschaltpause, dann stand sie im Foyer des Hilpert-Theaters vor dem Mikrofon und zog ein kleines, aber überaus interessiertes Publikum in ihren Bann.
In einem literarischen Intermezzo trug sie selbstverfasste Texte vor. Mal mit, mal ohne Überschrift, Mal in Lyrik, mal in Prosa, mal philosophisch, mal aus dem Alltagsleben, mal ernst, mal heiter, mal satirisch angehaucht, doch immer auch mit tieferer Bedeutung.
Auf Tuchfühlung
Räumlich war das Publikum ihr so nah, dass es feststellen konnte, dass alle Texte in großer Schrift mit der Hand geschrieben waren, an nur wenigen Stellen mit Korrekturen versehen. Das strahlte viel mehr Lebendigkeit als jeder Computerausdruck aus.
Doch vor allem inhaltlich bestand Publikumsnähe. Waren es doch die Gedanken, Sorgen, Ängste und Freuden einer jungen Frau im Alter der Zuhörer. „Alles, was mir in den Kopf kommt, schreibe ich auf“, gestand sie. Im Exposé „Leben, Leben“ empfindet sie das Leben wie ein Theaterstück: „Ich habe mich gefragt, ob ich die Einzige bin, die sich Gedanken darüber macht, warum wie wo was passiert. Aber ich bin nicht die Einzige, die das Ausmaß des Lebens nicht wirklich begreift.“ An anderer Stelle schildert sie die Alpträume eines ganz normalen Schulalltags, die sich zum Glück dann doch als böser Traum vor dem morgendlichen Aufwachen erweisen.
Das kleine Intermezzo zwischen zwei Aufführungen dauerte nur etwa fünfzehn Minuten, und trotzdem war es ein Glanzlicht beim diesjährigen Festival. Die Zuhörer waren von Luca Zander, der 17-jährigen Schülerin der 11. Klasse des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums begeistert. „Ich schreibe seit meinem 10. Lebensjahr und habe alle meine Texte archiviert“, verriet sie.
Es wäre schön, wenn nach der gelungenen Premiere am späten Freitagnachmittag schon bald wieder etwas von ihr zu hören wäre.