Es war viel Planung nötig, bis die Schülerinnen sowie die Begleitpersonen am 08.06.2002 letztendlich am Bahnhof standen um ins Theater nach Dortmund zu fahren um eine Inszenierung des Stücks Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt zu sehen. So wurde der Termin mehrmals verschoben, da es Probleme bei der Kartenbestellung gab. Letztendlich war das vergessen und die Kinder sowie die Jugendlichen freuten sich schon am Bahnhof auf das Bühnenspiel, welches gleich im Rahmen der Exkursion, welche finanziell vom Verein der Freunde und Förderer des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums unterstützt wurde, gleich in Augenschein genommen werden sollte. Die Idee für diese Exkursion entstand im Rahmen der wöchentlichen Treffen der Literatur-AG. In diesen Treffen beschäftigte sich die AG mit genanntem Werk. So wurde das Werk zum besseren Verständnis in kurzen Abschnitten nach eigenen Vorstellungen umgesetzt. Außerdem wurde die Intention Dürrenmatts ansatzweise besprochen. Nun waren die Kinder ganz gespannt darauf, eine professionelle Umsetzung zu sehen. Die Vorfreude auf das Stück war auch den Begleitpersonen und zwei weiteren Mitfahrern anzumerken, nicht zuletzt deswegen, weil sie sich nach der nicht sehr positiven Kritik aus den Ruhrnachrichten ein eigenes Bild machen wollten. So waren Frau Kittel und Herr Kittel, Herr Tönnis und Frau Tönnis ebenso wie ich nicht weniger gespannt als die Kinder und Jugendlichen. Nun, um den Rahmen der Inszenierung schon einmal vorab in Kürze zu erläutern. Das Stück hat um 19.30 Uhr begonnen. Um 20.45 Uhr schaute ich auf die Uhr. In jedem anderen Stück wäre zu dieser Zeit eine Pause zu erwarten. In dem Stück, das wir anschauten, war aber bereits der erste Akt lange zu Ende und auch der zweite neigte sich rasant dem Schluss zu. So war der Akt dann auch wie erwartet ungefähr 10 Minuten später zu Ende. Das wäre eigentlich keine Erwähnung wert, würde das Stück nicht sowieso nur aus zwei Akten bestehen. Nun, die gesehene Inszenierung der Physiker sind also ein kurzes Theatervergnügen. Doch wir alle wissen: »nicht Quantität, sondern Qualität...« Dass das Werk Dürrenmatts nicht durch seine Länge besticht, ist dem Leser bekannt. Doch in den Gesprächen nach der Vorstellung, die anfangs noch von Unglauben gekennzeichnet waren, konnte man schnell eine gewisse Kritik heraus hören. Diese manifestierte sich beispielsweise darin, dass wichtigen Stellen nicht die nötige Beachtung geschenkt wurde. Außerdem wurde am Ende etwas gewagt, was allen Dürrenmatt-Liebhabern wohl die Kehle zuschnürte. So wurde an das Dürrenmattsche Ende noch ein eigenwilliges angefügt. Dieses Ende beschwört, nach der schlimmsten anzunehmenden Wendung die in dem Stück Platz findet, weitere Handlungen. Ohne die künstlerischen Freiheiten in Frage zu stellen, die aber schon durch zahlreiche Auslassungen und durch teils sehr freie Interpretationen der Charaktere ausgereizt waren, muss an dieser Stelle gesagt werden, dass auch die künstlerische Freiheit dieses Ende nicht rechtfertigen kann. Es wirkt fast so, als wollten sich die Verantwortlichen die Möglichkeit einer eigenen Fortsetzung offen halten, da ihnen plötzlich die Kürze der Inszenierung klar wurde. Nichts desto trotz waren die Kinder nicht traurig. Sie setzten sich in Gesprächen untereinander und mit den Begleitpersonen direkt nach dem Stück auseinander und erörterten so genau, was ihnen an dieser Vorführung nicht gefallen hat. Die Begleitpersonen, die freiwilligen Mitfahrer und die Jugendlichen verhielten sich nicht anders. Auch sie diskutierten aufgrund ihres Unglaubens sehr lebhaft. Auch wenn der hier gegebene Einblick sich nicht sehr positiv anhört, so kann ich jedoch sagen, dass ich es nicht bereue dieses Stück gesehen zu haben. Es war auf seine Art und Weise außergewöhnlich. Der Abend kann somit auf keinen Fall als ein Theaterbesuch wie jeder andere abgetan werden. Letzten Endes sind wir dann alle nach Hause gefahren. Die Kinder verhielten sich wie ach so oft mehr als nur lebhaft und scherzten schon wieder rum; auch über die Inszenierung. Wieder in Lünen erzählten sie auch sofort ihren bereits wartenden Eltern von den Physikern und ihren gewonnenen Eindrücken. |