Seit 1990 haben wir insgesamt sieben Austausche mit unserer Partnerschule in Sankt Petersburg durchgeführt. Wir sind stolz darauf, dass es uns bisher gelungen ist, diesen Austausch von unserer Seite bisher ausschließlich mit Schülerinnen und Schülern unserer Russisch-Kurse durchgeführt zu haben. Aus diesem Grunde hat der Austausch immer einen starken schulisch-sprachlichen Bezug. Der jeweilige Besuch des Unterrichts nimmt sowohl in Lünen als auch in Sankt Petersburg einen besonderen Raum ein. Zusätzlich zum »normalen« Unterricht (Russisch/andere Fächer) bieten wir unseren Gästen jedes Mal auch speziell für sie vorbereiteten Unterricht an. Dieses Jahr waren dies eine Musikstunde mit der Erarbeitung deutscher Rock- und Popsongs, die Analyse des Films Die Truman Show sowie mehrere Kunststunden, in denen die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung unserer Kunsterzieherin Frau Hochrein töpfern und ihre fertigen Produkte als Souvenir mit nach Hause nehmen konnten. Andere Programmpunkte waren wie auch in den Jahren zuvor der Empfang beim Bürgermeister mit einer sehr lebhaften Fragestunde (über die auch die beiden Lokalzeitungen berichteten), eine gemeinsame Stadtrallye (auf Russisch, von Schülerinnen und Schülern des 10er-Kurses ausgearbeitet). Eine interessante Führung durch die Sparkasse mit all ihren Abteilungen stieß bei den Gästen auf großes Interesse: Die Kolleginnen der Schule verfügen immer noch nicht über ein Gehaltskonto. So war für sie und auch die Schülergruppe die Demonstration der Konto-Auszugsdrucker und Geldautomaten immer noch eindrucksvoll. In der Diskussionsrunde ging es unter anderem um die Verschuldung gerade auch junger Leute, Möglichkeiten der Kreditaufnahme von Berufsanfängern et cetera. Ein schulischer Höhepunkt war sicherlich die Performance des Dortmunder Jugendtheaters mit dem Stück Klamms Krieg, das beide Gruppen zum Nachdenken über Schüler- und Lehrerbeziehungen anregte. In Dortmund, unserer 13 Kilometer entfernten großen Nachbarstadt, besichtigten wir gemeinsam die Mahn- und Gedenkstätte der Steinwache, ein ehemaliges Gestapo-Gefängnis, das durch seinen Erhaltungszustand (Zellen, Folterkammer, Inschriften auch von russischen Zwangsarbeitern) und die vielen originalen Exponate jeden Besucher tief beeindruckt und erschüttert. Zu den weiteren Höhepunkten des Programms gehörten eine Fahrt nach Köln (Dom und Schokoladenmuseum). Letzteres wurde vorbereitet durch einige Experimentierstunden über Schokoladentrennung und -herstellung am Chemischen Institut der Universität Dortmund unter Leitung meines Kollegen Martin Haverkamp. Ein Besuch des Friedenssaales und des Doms in Münster mit seiner astronomischen Uhr rundeten die Exkursionen ab. Die Verständigung zwischen beiden Gruppen klappte insgesamt gut. Leider sprachen (erstmals in all den Jahren) einige russische SchülerInnen nach neun Jahren Deutsch-Unterricht recht schlecht, was für die Familien und unsere Schülerinnen und Schüler, die ja allesamt Sprachanfänger im Russischen sind, zum Teil schwierig und enttäuschend war. Unser Gegenbesuch in Sankt Petersburg wird im September 2003 statt finden. |