Gesichtspunkte für Lehrer-Austauschgutachten am FSG
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Warum Gutachten? Die Austauschorganisationen verlangen in aller Regel vom Bewerber um einen Austauschplatz zumindest ein schulisches Gutachten, das ihnen helfen soll, Persönlichkeit und Eignung des Bewerbers einzuschätzen. Für solch ein Gutachten stellt entweder die Austauschorganisation eine Vorlage mit standardisierten Begutachtungskriterien zur Verfügung, die dem begutachtenden Lehrer vom Bewerber überreicht wird, oder der begutachtende Lehrer ist gefordert, seine eigenen Kriterien zu entwickeln. Für den letzteren Fall soll diese Sammlung von Gesichtspunkten eine Hilfestellung geben.
Keine Gefälligkeitsgutachten

Austauschgutachten dürfen keine Gefälligkeitsgutachten sein; sonst haben sie keinen Wert. Andererseits versteht es sich von selbst, dass Persönlichkeit und Eignung eines Schülers durch den begutachtenden Lehrer mit Wohlwollen dargestellt werden. Dass das in aller Regel auch geschieht, ergibt sich daraus, dass der Schüler sich seinen begutachtenden Lehrer selbst aussucht.

Austauschgutachten sollen der begutachteten Schülerin/dem Schüler nicht zur Kenntnis gebracht oder gar ausgehändigt, sondern in separatem Umschlag über das Schulsekretariat an die anfordernde Austauschorganisation geschickt werden.

Bezweifelt ein Lehrer die Eignung eines Schülers für den Austausch, so verweigert er das Gutachten und begründet dies dem Schüler gegenüber in einem Vier-Augen-Gespräch mit der erforderlichen Offenheit.

Keine Gutachtenpflicht Es gibt keine rechtliche Pflicht der Schule oder eines einzelnen Lehrers, ein Gutachten zu erstatten, und sei er der Klassenleiter.
Kriterien für die Beurteilung von Austauschbewerbern
1.
Wahrgenommenes Verhalten/wahrgenommene Persönlichkeit:
  • im unmittelbaren Umgang
    – mit Klassenkameraden
    – mit mir als Lehrer
    – mit anderen Lehrern
  • Beitrag zur Klassengemeinschaft (passiv/aktiv – wie hat sich das konkret gezeigt? Klassenämter?)
  • Beitrag zur Schulgemeinschaft (Funktionen, Ämter?)
  • Verhalten in Konfliktsituationen (konfliktsteigernd/-entschärfend/-lösend – woran sichtbar geworden?)
  • erkennbare intellektuelle Interessen und Fähigkeiten:
    – allgemein (Politik, Kultur, Zeitgeschichte – Zeitungsleser?)
    – in den Schulfächern (s. Notenbild)
  • erkennbare musische Interessen und Fähigkeiten (Musik, Theater, Film, Tanz …)
  • erkennbare sportliche Interessen und Fähigkeiten
2.
Erwartbares Verhalten im Ausland
  • Stabile Persönlichkeit, die auch seelische Stress- und Krisensituationen überstehen wird, ohne gleich nach Hause fahren zu wollen?
  • Ist von der Bewerberin/dem Bewerber die Fähigkeit zu erwarten, sich in die Familie/in einen neuen Freundeskreis/in bestehende Gemeinschaften in der Schule (mit welchem Grad der Aktivität, mit welchem Geschick?) einzupassen?
  • Welches Bild wird die Schülerin/der Schüler von deutschen Jugendlichen/vom Deutschland unserer Gegenwart vermitteln?
3.
Erwartbares Verhalten nach der Rückkehr
 
  • Wird die Schülerin/der Schüler auf Grund des letzten Zeugnisses in die Jahrgangsstufe 11 oder in die Jahrgangsstufe 12 zurückkehren (vgl. Kriterien für die Wiedereingliederung nach Rückkehr)?
  • Wird sie/er die Kraft besitzen, nach ihrer/seiner Rückkehr möglicherweise entstandene schulische Defizite selbständig wieder auszugleichen?
Mustergutachten Auf einer weiteren Seite finden Sie – anonymisierte – Gutachten, die am FSG für Schülerinnen und Schüler geschrieben wurden.

Stand: 26.11.2003
Artur Weinhold

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