Ursachen, Signale und Alarmzeichen suizidalen Verhaltens Von Martin Loer | Zu Pubertät und Adoleszenz gehören Krisen. Ablösung, Brüche, Trennungen, körperliche Veränderungen können Unsicherheiten auslösen. Unterschiedliche Sehnsüchte und Wünsche nach Unabhängigkeit und gleichzeitig nach Nähe und Geborgenheit bedeuten Wechselbäder der Gefühle. Wer ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen und entwickeln konnte, wird diese Zeitphase in der Regel unbeschadet durchleben und überstehen können. Gefährdet sind hingegen diejenigen, die - in der Familie unerwünscht und ungewollt oder emotional verwahrlost sind
- abgelehnt oder überfordert werden
- in einer gespannten Familienatmosphäre aufwachsen
- Gewalterfahrungen (körperlich und/oder seelisch) machen
- als Partnerersatz fungieren müssen
- bereits mehrere Trennungen und Brüche erfahren haben.
Diese lang andauernden Belastungsfaktoren bestimmen das Lebensgefühl der suizidgefährdeten jungen Menschen. Sie sind die Ursachen für suizidales Verhalten. Auslöser sind aktuell belastende Situationen wie Liebeskummer, Trennung von Freund oder Freundin, Scheidung der Eltern, Todesfälle in der Familie, Gewalterfahrungen und Schulversagen. Solche Erfahrungen, können der »letzte Tropfen« sein, der »das Fass zum Überlaufen bringt«. Für die Außenstehenden wirken diese Anlässe oft banal und unverständlich. Für den Suizidgefährdeten sind sie aber auf dem Hintergrund seiner sonstigen Erfahrungen so kränkend und beschämend, dass er das Gefühl hat, damit nicht weiterleben zu können. Suizidgefährdung ist auf den ersten Blick nicht ohne weiteres zu erkennen. Das Auftreten einzelner Alarmzeichen muss kein Hinweis auf eine Suizidgefährdung sein. Es können Hinweise sein, besonders wenn eine Häufung von Verhaltensänderungen wahrgenommen werden. Verschiedene Signale und Alarmzeichen können Hinweise auf eine Gefährdung sein: - soziale Isolation (Menschen ziehen sich häufig aus ihren bisherigen Beziehungen zurück.
- aggressiv abwehrendes Verhalten gegenüber der Außenwelt
- Stimmungsschwankungen
- Veränderung der äußeren Erscheinung
- Änderung des Essverhaltens mit starker Zu- oder Abnahme des Gewichts
- Weglaufen von zu Hause
- Vermehrter Alkohol-, Drogenkonsum
- Selbstverletzungen (Ritzen, Schneiden, Verbrennungen)
- Vernachlässigung von bisherigen Interessen
- Leistungsabfall, Schulverweigerung
- verbale Äußerungen (»Mir ist sowieso alles egal«, »Es wäre besser, wenn es mich nicht mehr geben würde.«)
- schriftliche Äußerungen (testamentarische Verfügungen, Gedichte, Schulaufsätze, die sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen)
- Zeichnungen und Symbole
- konkrete Handlungen (zum Beispiel Sammeln von Tabletten, Verschenken liebgewordener Sachen oder Haustiere)
- körperliche Symptome (unter anderen Erschöpfung, Müdigkeit, Schwindelgefühle, Appetitlosigkeit).
Die obige Darstellung folgt einem Vortrag von Sigrid Meurer mit dem Thema »Suizidgefährdung bei Kindern und Jugendlichen« der Beratungsstelle »neuhland« (http://www.neuhland.de). Ob tatsächlich eine Gefährdung vorliegt, kann eine Lehrerin oder ein Lehrer nur dann erfahren, wenn das Gespräch gesucht wird, wenn der Mut besteht, konkreter nach möglichen Suizidgedanken zu fragen. Hilfreich kann ebenso auch ein intensiver Austausch mit dem Elternhaus, mit den Mitschülern und mit den anderen unterrichtenden Fachkollegen sein. |