Elternbrief des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums von Montag, dem 2. Juli 2001

Redaktion: Peter Gehrmann

 

Die Ferien nahen…

... und das ist gut so!

Das ist wohl die einhellige Meinung aller Schülerinnen und Schüler, auch wenn viele in den letzten Tagen und Wochen auf Klassenfahrten (Lesen Sie den Bericht über Glücksburg!) auch Schönes erlebt oder im Schülerbetriebspraktikum interessante Erfahrungen gemacht haben und auch wenn die meisten gerne zur Schule gegangen sind. Aber da waren auch die letzten Klassenarbeiten oder Klausuren am Ende des Schuljahres, auf die es bei einigen wie immer besonders ankam. Die neue Versetzungsordnung bringt es mit sich, dass der Übergang in die nächste Klasse schwerer geworden ist und wohl auch mehr Schülerinnen und Schüler als sonst die Versetzung nicht geschafft haben. Jetzt wollen und sollen sich alle erholen. Das nächste Schuljahr wartet schon.

Auch wir Lehrerinnen und Lehrer sind froh, dass die unterrichtsfreie Zeit naht und wir durchatmen und auch Urlaub machen können. Das letzte Schuljahr war sehr arbeitsreich. Überhaupt hat man mehr und mehr den Eindruck, dass die Aufgaben, die auf die Schule zukommen, von Schuljahr zu Schuljahr anwachsen.

In diesem Schuljahr waren es die Facharbeiten, die im Rahmen der geänderten Richtlinien für die Oberstufe in der Jahrgangsstufe 12 geschrieben wurden und eine Einarbeitung in diese neue Form der Leistungsüberprüfung, eine besondere Unterstützung der Schülerinnen und Schüler und zusätzlichen Korrekturaufwand erforderten. Auch für Schülerinnen und Schüler war diese Neuerung in der Regel mit viel Arbeit verbunden und der Ertrag wird bei allen Beteiligten noch unterschiedlich beurteilt.

In diesem Schuljahr haben wir intensiv an der Entwicklung unseres Schulprogramms gearbeitet und einen ersten Entwurf vorgestellt. Der Aufwand hat sich gelohnt. Wir haben eine Übersicht über das aktuelle Profil unserer Schule und einen Ausblick auf mögliche Leitlinien unserer zukünftigen Arbeit. Wir danken den Eltern, die uns bei dieser Arbeit unterstützt haben.

Und die Vorbereitungen auf das nächste Schuljahr laufen bereits. Aber erst in den Ferien werden wir erfahren, welche dringend benötigten neuen Lehrerinnen oder Lehrer wir bekommen werden.

Die Ferien nahen ... und ich wünsche ich uns allen erholsame und sonnige Tage.

Dr. Jürgen Czischke, Schulleiter

 

Schachturnier

Am Dienstag, dem 12. Juni fand das Schach-Turnier in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule statt. Es waren fast 100 Schüler, die am Turnier teilnahmen, darunter aber nur 15 Mädchen. Ich habe es geschafft von den Mädchen in meiner Gruppe Erste zu werden. In der Gesamtwertung des Jahrganges 89/90 war ich 14. von 31 Teilnehmern.

Ich finde ein Mädchen ist in der Schach-AG zu wenig, deswegen möchte ich die Mädchen einladen an der Schach-AG teilzunehmen. Die AG findet immer freitags in der 7. und 8. Stunde statt.

Judith Mormann, Klasse 5d

 

Stationen eines Flüchtlings

Am Mittwoch, dem 23.05.01 stand auf dem Schulhof ein ungefähr 15m langer Truck, der durch die Stationen eines Flüchtlings führte.

Es gab sieben Stationen, von »Tasche packen« bis zur Abschiebung!

Man konnte sich während des Durchgangs im Truck sehr gut in die Lage eines Flüchtlings hinein versetzen!!! Man fühlte sich so, als wenn man ein Stück Dreck wäre, das nicht beachtet wird (!!), genauso wie die meisten Deutschen jeden Ausländer behandeln.

Ich persönlich kann nur sagen: Wenn ihr die Gelegenheit habt und noch nicht drin wart, gebe ich euch den Tipp den Truck unter die Lupe zu nehmen. ES LOHNT SICH!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ines Reimer, Klasse 5e

 

Streiten am FSG?
Schüler helfen Schülern

Wie an jeder Schule gibt es auch am FSG Streitfälle unter unseren jüngeren Mitschülern und Mitschülerinnen. Wir – das sind Schüler und Schülerinnen der künftigen Jahrgangsstufen 10/11 – haben deshalb eine neue AG gegründet, die Streitschlichter AG. In dieser AG werden wir von von Lehrerinnen dieser Schule (Frau Gehl, Frau Hecker-Schilgen, Frau Lauer, Frau Stein) zu Streitschlichtern ausgebildet.

Inzwischen ist unsere Ausbildung zu professionellen Streitschlichtern, die während des letzten Schulhalbjahres stattfand, abgeschlossen. Ab dem Schuljahr 2001/02 werden wir insbesondere Unterstufenschüler und -schülerinnen dabei unterstützen, ihren Streit zu lösen. Wir werden dazu einen eigens eingerichteten Raum haben.

Schüler, die sich gestritten haben, können freiwillig (!) zu uns kommen. Wir versuchen dann nach einem bereits erprobten Konzept zusammen mit den Schülern, ihren Streit zu lösen. Eine Einigung wird dabei nicht einfach vorgesetzt, sondern muss von den Streitenden gemeinsam erarbeitet werden. Wir bleiben während des Gesprächs neutral. Es dringt selbstverständlich nichts nach außen, denn wir haben uns verpflichtet über die Streitgespräche zu schweigen.

Die Einigung wird schriftlich festgehalten, wobei sich die Schüler an diesen Vertrag halten müssen. Dies wird in einem weiteren Treffen überprüft.

Zu Beginn des neuen Schuljahres werden weitere Informationen über das Projekt und die Sprechzeiten folgen.

Martina Gretz, Klasse 10

 

Theater-AG in der Schule Existenzprobleme oder Schlampampes Tod

Schülertheater kann Spaß machen, spannend sein, unvergessliche Erlebnisse vermitteln, Lerngewinn bringen, Persönlichkeitsprofile entwickeln und so weiter. Jede gelungene Aufführung in der Schule vereint Wunder, besonders wenn das Stück selbst verfasst wurde.

  • Wunder 1: Es gibt Schülerinnen und Schüler, die ihre freie Zeit opfern, um an einem Theaterprojekt mitzuarbeiten.
  • Wunder 2: Dabei erweisen sich einige als echte Improvisations-Talente.
  • Wunder 3: Aus unzähligen Einzel-Aktionen und -Ideen entwickelt sich eine spielbare Stück-Struktur; das ist ein spannender Prozess.
  • Wunder 4: Trotz vieler Aussteiger finden sich genug Einsteiger.
  • Wunder 5, 6, 7 & 8: Eine Aufführung in kleinem Kreis mit einem Jury-Mitglied für die Woche der Schulkultur 2001 findet statt. Die Technik (ferngesteuerte Ratte, Beleuchtung, Geräusch-Begleitung) klappt hervorragend dank Daniel Wiesener. Kostüme, Requisiten und Kulisse sind beinahe perfekt. Der erste Teil des Stückes Die sächsischen Pretiösen läuft wunderbar munter.
  • Ende der Wunder: Der zweite Teil fällt schwach aus, sodass die angestrebte Teilnahme an der Woche der Schulkultur nicht gelingt. Die für Aufführungen in größerem Kreis noch notwendigen Proben können nicht durchgeführt werden, weil aus meist unerfindlichen oder lächerlichen Gründen die Teilnehmer im Wechsel verhindert sind, obwohl sie alle erklärt haben, dass sie die Theatergruppe keinesfalls im Stich lassen wollen. Der Höhepunkt des Misslingens in der letzten Phase ist am schulfreien Freitag nach Himmelfahrt zu verzeichnen, an dem auf Vorschlag zweier Hauptdarsteller eine umfangreiche Probe stattfinden soll, zu der jedoch beide nicht erscheinen – ohne Erklärung.

Unter diesen Umständen sind weder eine Schul-Aufführung noch ein Gastspiel im Handlungsort (Leipzig) möglich.

Sophie Hochrein

 

Glücksburg

Die Jahrgangsstufe 7 war vom 18. bis zum 25. Juni in Glücksburg. Gleich am ersten Tag standen morgens der Stadtgang nach Glücksburg und die Besichtigung des Schlosses Glücksburg auf dem Plan. Nachmittags ging es dann, nach reichlich Zeit am Strand, auf zur Holnis-Wanderung. Diese war recht anstrengend. Vor allem für die, die hinten gingen, waren die Pausen sehr kurz. Wenn die ersten anfingen Pause zu machen, hatten diese sich, bis die Letzten ankamen, schon wieder erholt und stampften weiter.

Am Mittwoch und am Donnerstag Morgen hatten wir sozusagen »frei«, konnten an verschiedenen Turnieren teilnehmen, Kanu fahren, Tischtennis spielen, Mama anrufen oder an der Zeitung »Steinkurier Glücksburg« mitarbeiten. Langeweile hatte jedenfalls keiner.

Am Donnerstag Nachmittag waren wir dann in Haitabu, in einem langweiligen Wikingermuseum. Dort sahen wir uns einen Film an, der sich ziemlich in die Länge zog, sodass selbst Frau Schmidt eingeschlafen ist. Außerdem waren wir in einem Moorleichenmuseum, das aber auch nicht sonderlich spannend war. Witzig war allerdings, dass man dort mit Hilfe eines Computers herausfinden konnte, wie viele Zähne man in der Eisenzeit gehabt hätte.

Am Freitag ging es dann auf nach Flensburg. Zuerst experimentierten wir in der »Phänomenta« herum und testeten unsere Phyiskkenntnisse und auch die unserer Lehrer. Dann durften wir noch 2 1/2 Stunden in die Stadt, um die letzten Besorgungen für die Rückfahrt zu machen.

Am Samstag stand, von allen heiß erwartet, die Wattwanderung an. Einige von uns hatten sie sich etwas spektakulärer vorgestellt. So richtig bis zu den Oberschenkeln versinken, war aber nicht drin. Nachmittags hatten wir dann, genau wie am Sonntag noch Zeit für uns und zum Packen.

Am Sonntag Morgen gab es ein echt spannendes Fußballspiel. Der TSV Kronsberg hatte uns zu einem Spiel herausgefordert. Leider verlor dieser trotz Bayernmethode (d.h. immer weiter verlängern bis zum Sieg) mit nur 4 Toren. Unsere Jungs hatten mit Hilfe der zahlreichen und lautstarken Fans immerhin 8 (!) Treffer. Toller Sieg für das FSG!

Nach Hause geschickt wurde keiner, auch wenn ein Mädchen Hüttenarrest bekam und unter Beobachtung der Lehrer gestellt wurde. Auch von schlimmeren Unfällen blieben wir verschont. Es gab einen Bluterguss, einen steifen Rücken, einen verstauchten Fuß und ab Sonntag einen Fieber-Patienten.

Alles in allem war diese Fahrt aber sehr gelungen.

Wenn Sie noch mehr über die Fahrt erfahren wollen, greifen Sie einfach zur Herbstausgabe der STEINZEIT. Dort finden Sie noch mehr Informationen.

Juliane Arndt, 7d

 

Europäisches Jahr der Sprachen am »Stein«

Liebe Eltern, nach den Berichten über das Sprachenjahr in der lokalen Presse, in denen die geringe Resonanz auf unser Projekt von Seiten der Lüner Unternehmen angemerkt wurde, haben sich zwei weitere Spender bereit erklärt, uns zu unterstützen. Die Hüttenwerke Kayser haben uns eine sehr großzügige finanzielle Hilfe überwiesen; nach den Ferien wird mit dem Unternehmen besprochen, wie eine Teilnahme am Internationalen Sommerfest – 21.September 2001 – aussehen wird. Die LWSG hat uns sehr geholfen durch ihr Angebot, uns ein 10 x 20 qm großes Zelt zur Verfügung zu stellen, das auf dem Vorplatz aufgestellt werden soll. Allerdings müssen wir hier noch grünes Licht vom Schulverwaltungsamt bzw. von der ZGL bekommen, da die Konstruktion 0.80 cm tief verankert werden muss und deshalb einige Platten aufgenommen und natürlich wieder fachgerecht verlegt werden müssen.

Im Juni haben zwei Treffen mit den Eltern stattgefunden, die ihre Mitarbeit am Sprachenfest zugesagt hatten. Wir bedanken uns ganz herzlich für die zahlreichen Ideen und die neuen Projekte, die wir in unser Gesamtkonzept aufnehmen konnten. Verschiedene landestypische Speisen werden im Rahmen eines bestimmten Projekts – zum Beispiel in Anbindung an einen Mini-Sprachkurs in Norwegisch bzw. Schwedisch – zum Verzehr angeboten, andere Speisen – zum Beispiel türkische und portugiesische Spezialitäten – werden an eigenen Verkaufsständen zum Selbstkostenpreis angeboten. Auch die Antike wird zeigen, dass Römische Brötchen damals wie heute köstlich schmecken. Eine große Anzahl der Rezepte für diese Gerichte wird auch in einem Internationalen Kochbuch käuflich zu erwerben sein.

Ein Mini-Sprachkurs in Englisch, der sich an all die richtet, die noch nie Gelegenheit hatten, diese Sprache zu erlernen und ein Mini-Sprachkurs in Italienisch werden ebenfalls von Elternseite vorbereitet.

Interessant wird sicherlich auch die Einführung in die Gebärdensprache werden; hier soll zusätzlich schon zu Beginn des neuen Schuljahres interessierten Schülern die Möglichkeit gegeben werden, Gebärdensprache in einer AG zu erlernen.

Auch die Idee, das Fest mit einer kleinen Tombola abzuschließen, wurde gern von uns aufgenommen. Alle Besucher des Sommerfests sollen einen Sprachenpass erhalten, auf dem die Teilnahme bzw. das gezeigte Interesse an Projekten per Stempel dokumentiert wird; ein gewisser Fleiß wird am Ende des Festes dann mit einem bisschen Glück durch eine attraktiven Preis belohnt.

Am vorletzten Schultag fand eine weitere Aktion im Rahmen des Sprachenjahrs statt. Während des Babylontages wurde sprachliche Vielfalt durch Pausenkonzert, »Schnitzeljagd« und Luftballonaktion erprobt.

Liebe Eltern, rechtzeitig vor dem Internationalen Sommerfest werden Sie über alles Weitere zum Ablauf dieses Tages informiert werden. Halten Sie sich bitte den Nachmittag frei, denn Sie werden voraussichtlich von 12.00 Uhr bis in den Abend – Europakonzert als Ausklang – Gelegenheit haben, sich nicht nur gut zu unterhalten, sondern auch ihre Kenntnis von Land und Sprache zu vertiefen.

In diesem Zusammenhang erinnern wir an die Sammelaktion zum Thema »Kulturelles Anschauungsmaterial«, wie zum Beispiel Urlaubspostkarten, Souvenirs, Tondokumente, Fotos, Filme. Wir wünschen Ihnen erholsame Ferien!

Für den Arbeitskreis: Gertrud Volmer und Detlef Suckrau

 

Wesertour 2001

Es war soweit, die Kanu-AG des FSG ging wieder auf Tour. Zusammen mit der Geschwister -Scholl-Gesamtschule fuhren wir am 23.05.01 zur Weser. Die Busfahrt verging ziemlich schnell, sodass wir noch einen schönen Nachmittag auf dem Campingplatz hatten. Der erste Campingplatz lag in der Nähe von Hannoversch Münden an der Fulda, auf der wir am nächsten Tag gestartet sind. Genau wie im letzten Jahr hatten wir zu dieser Zeit großes Glück mit dem Wetter. Die Sonne schien und sogar ein Sonnenbrand blieb uns nicht erspart.

Nach einem kurzen Stück Fahrt auf der Fulda paddelten wir nun weiter auf der Weser. Sie ist nur mit »schöner Landschaft« und »großen Ausflugsdampfern« zu beschreiben, die Wellen von den Motorbooten nicht zu vergessen.

Mit den Kanus sind wir in mehreren Gruppen gefahren. Falls mal einer kentert und seine Klamotten, die wir zuvor in unsere wasserdichten Tonnen gepackt hatten, wegschwimmen, konnte die nächste Gruppe sie dann wieder einsammeln.

Leider ( =O) ) ist auch jemand am letzten Tag gekentert. Beim Umziehen der nassen Sachen im Kornfeld, waren alle Fotoapparate in Aktion.

Die Tage selbst waren sehr schön. Das Zelten war wie immer für mich das High Light dieser Fahrt und auch das Dosenfutter auf den Campingkochern war zu ertragen.

Die Campingplätze waren alle super, auch wenn wir mal eng zusammen rücken mussten, doch wir waren eine Gruppe und die hält, im wahrsten Sinne des Wortes, zusammen.

Zur Entschädigung gab es auch mal eine Freikarte für das dazugehörige Freibad.

Leider war das Wasser der Weser nicht so sauber, dass wir am letzten Tag noch einmal ein Freibad besuchten.

Die Tage verliefen sonst ohne Probleme, die mit »Herr Grass meine Gaskartusche ist alle« oder »Kein Fernsehen?!?!« natürlich ausgenommen. Wellenreiten mit den Kanus, mit Wasser spritzen, neue Städte und Dörfer erkunden, Kartenspielen und abends lange wach bleiben waren wie immer mit inbegriffen.

Die Kanutour endete am 27.05.01 mit vielen traurigen und müden Gesichtern in Höxter.

Mir persönlich hat diese Fahrt sehr viel Spaß gemacht und jedes Mal, wenn mich jemand fragte, wie es war, antwortete ich immer :

Die Abende waren lang, die Nächte kurz.

Birte Rudolph, Klasse 8a

 

Also sprach Zarathustra

Zugegeben, ein etwas ungewöhnliches Motto, das wir uns für unsere »Midtsommerlesung« am 21.06.2001 ausgesucht hatten; aber die Philosophie ist nun mal eine außergewöhnliche Angelegenheit.

So könnte man jetzt natürlich in philosophischer Tradition hinterfragen: Was heißt WIR? Was heißt Midtsommerlesung? Was bedeutet das Motto Also sprach Zarathustra?

Am einfachsten zu beantworten ist noch Frage eins. WIR, das sind die 16 Teilnehmer der Philosophie-IG aus den Stufen 10­13 und unser Leiter, Herr Kramer.

Frage zwei wird schon schwieriger. Midtsommer ist ein skandinavisches Fest, das immer zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende (21. Juni), also dem längsten Tag und der kürzesten Nacht, gefeiert wird. Lesung hat zweierlei Bedeutung. Zum einen bezeichnet es die Beratung von Gesetzesentwürfen und Haushaltsvorlagen in Parlamenten, zum anderen das Vortragen literarischer Werke. Da uns die erste Bedeutung zu trocken schien, wagten wir uns an die zweite heran und so entstand die Idee am längsten Tag des Jahres, eben jenem besagten 21. Juni, ein Werk eines großen Philosophen vorzutragen. Die Zeiten standen schnell fest. Beginn: Sonnenaufgang um 5.05 Uhr, Ende: Sonnenuntergang um 21.42 Uhr. Auch ein passender Philosoph war schnell gefunden. Unsere Wahl fiel auf Friedrich Nietzsche, der 1844 geboren, letztes Jahr seinen 100. Todestag hatte. Gerade dieser Autor erschien uns wegen seiner provokanten Ansichten und seines lebendigen Schreibstils besonders geeignet uns die fast 17 Stunden nicht lang werden zu lassen. Aufgrund der Dialogstruktur seines Textes drängte sich eines seiner größten Werke Also sprach Zarathustra, welches er in der Zeit von 1883 bis 1887 geschrieben hatte, geradezu auf, dieses nicht nur zu lesen, sondern vorzuspielen.

Das ist die Überleitung zu unserer dritten Frage, der Frage nach der Bedeutung des Mottos. Durch die Figur des Zarathustra, ursprünglich ein persischer Weiser und Religionsstifter der vorletzten Jahrtausendwende, versucht Nietzsche den Menschen, die ihnen innewohnende Kraft bewusst zu machen und ihnen aufzuzeigen, wie sie diese für ein besseres Leben einsetzen und nutzen können. Er warnt dabei vor falschen Sehern, heuchlerischen Zauberern und gefährlichen Scharlatanen, im Kleid von Religion, Staat und Wissenschaft. Dabei begegnet Zarathustra auf seiner Reise vielen Menschen und Tieren, die er belehrt, denen er hilft und an deren Dummheit und Kurzsichtigkeit er schließlich selber zugrunde geht.

Ein nicht grade leichter Stoff, wie wir feststellen mussten. Aber das stachelte unseren Ehrgeiz ihn in einer theaterähnlichen Lesung zu inszenieren nur noch mehr an. So ließen wir uns zur Umsetzung einiges einfallen. Zunächst einmal druckten wir uns T-Shirts mit dem Motto und einem selbstgemalten Portrait des Autors auf der Vorderseite und dem individuellen Lieblingsspruch aus eben diesem Werk auf der Rückseite, um unseren Teamgeist und unser Selbstvertrauen bei diesem Projekt zu stärken. (Ein T-Shirt wurde zum Abschluss der Lesung noch an den treusten Zuhörer vergeben: Herzlichen Glückwunsch, Martin Loer.) Um besser in die Rollen schlüpfen zu können, bekamen die einzelnen Leser/Spieler allerlei Accessoires. Zarathustra erhielt einen weiten, wallenden, dunklen Umhang, der Erzähler Frack, Zylinder und Krawatte und natürlich ein Rednerpult, der Zauberer seine Kristallkugel, der Narr seine Kappe, der Bucklige seinen Buckel, der Wanderer seinen Stab, der Geschröpfte seine Blutegel, der Zwerg seine passende Größe und so weiter. Allein Zarathustra bekam seinen eigenen Namensbesenträger. Den Zuschauern gaben wir durch ausgelegte Textbücher die Möglichkeit mitzulesen oder sich mit Hilfe von ständig aktualisierten Programmtafeln, über den Fortgang des Stückes zu informieren.

Unsere Bühne war das Oktogon, vor dem diese Tafeln und drei zusätzliche Tafeln mit Informationen über Nietzsche und das Stück standen. Das Oktogon hatten wir deshalb gewählt, weil wir nicht vor, sondern inmitten unserer Zuschauer und Zuhörer spielen wollten, und natürlich deshalb, weil es für uns feststand, dass ein solches Stück würdig nur unter freiem Himmel vorgetragen werden konnte. Trotzdem stellten wir sicherheitshalber einen kleinen Pavillon auf, welcher uns vor den Einfällen eines launischen Wettergottes beschützen sollte. Besagtem Gott sei Dank blieben diese Launen aus und es war ein durchgängig sonniger Tag. Ideale Voraussetzungen also für die fünf Gruppen, in die wir uns aufgeteilt hatten und die abwechselnd die Stationen von Zarathustras Reise nachspielten, ihre kreative Spielund Lesekraft abwechselnd auf die Zuschauer wirken zu lassen. Und diese kamen auch recht zahlreich. Bereits beim Start um 5.05 Uhr (Vorbereitung war schon ab 4.15 Uhr angesagt) gab es interessierte Schüler sowie einen Lehrer, welche die ersten der insgesamt 81 Kapitel mit verfolgen wollten. Im Laufe des Tages wurden es dann mehr. Viele Schüler schauten mal rein, einige Lehrer kamen mit ihren Klassen zu uns und am Nachmittag gesellten sich auch noch einige Eltern dazu (in diesem Zusammenhang noch einmal vielen herzlichen Dank an Familie Jabold und Frau Blümel für ihr großzügiges food sponsoring).

So hielten wir, begleitet von Lehrern, Schülern, Eltern und Pressefotografen durch (!) und konnten um exakt 21.42 Uhr, am Ende eines sehr anstrengenden, aber vor allem sehr stimmungsvollen und faszinierenden Tages, nach einem Buch und zwölf Kapiteln gemeinsam die Abschlußworte sprechen: Also sprach Zarathustra.

Für die Philosophie-IG:
Julia Graulich, Nina Jabold, Rebecca Ott, Mario Wachowiak und andere

 

Stand: 12.07.2001
Artur Weinhold

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