Ursprung
Am 10. März 2001 wurde die „Dr.-Werner-Jordan-Stiftung“ feierlich im Neubau des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums gegründet. Werner Jordan war bis 1935 Schüler am Stein. „Auf die Musik kam ich, weil sie im Leben meines Mannes große Bedeutung hatte. Bei der Härte seines Berufes, wie er ihn verstand und praktizierte, diente sie ihm zur Entspannung und war zugleich Kraftreservoir, aus dem er schöpfen konnte.“ Mit diesen Worten erläuterte Dr. Gerda Jordan ihre Idee, eine Stiftung zur Erinnerung an ihren verstorbenen Mann und zugunsten der Musikförderung an unserer Schule ins Leben zu rufen. Für uns alle am Freiherr-vom-Stein Gymnasium ist die Stiftung ein einmaliges und wunderbares Geschenk.
Schon zuvor hatte der Förderverein die Musik an unserer Schule gefördert und es wurden Instrumente angeschafft, in Stand gesetzt und Instrumentalunterricht bezuschusst. Durch die Einrichtung der 100.000 DM schweren Stiftung war dieses Projekt nun langfristig gesichert und ausbaufähig gemacht worden. Der damalige Musiklehrer Carsten Schattauer hat die organisatorischen Fäden gehalten und es konnten jedes Schuljahr 5-8 Schülerinnen und Schüler der Klasse 5 kostenfrei das Geigen- oder Trompetenspiel bei Lehrkräften der Musikschule Lünen ein Jahr lang in den Räumen des FSG erlernen.
Mit Beginn des Schuljahres 2005/06 übernahm der neuen Musiklehrer Abel Varga, der neben der schulmusikalischen Ausbildung auch diplomierter Instrumentalpädagoge und ausgebildeter Orchestermusiker ist, die Organisation des Instrumentalunterrichts. Ferner bietet er für die Fortgeschrittenen eine StreicherAG an, die später unter dem Namen stringendo das Streichorchester der Schule bilden sollte. Ziel des Instrumentalunterrichts ist nun nicht mehr nur das Ausprobieren oder Erlernen eines Instrumentes, sondern auch Nachwuchs für das Streichorchester zu generieren.
Mit zunehmend schwindenden Einnahmen aus den Zinserlösen der Stiftung musste im Jahre 2005 die Finanzierung auf neue Beine gestellt werden, so dass der Unterricht seit dem nur noch bezuschusst werden kann.
Ziele der Instrumentalförderung:
- Freude am Musizieren
- Beitrag zur Selbstverwirklichung und zum sozialen Lernen
- Hinführung zum Instrumentalspiel
- Beitrag zum innerschulischen Musikleben und zum außerschulischen Profil der Schule
- positive Atmosphäre an der Schule
- musikalische Prägung des Schulprofils
- Bereicherung des Musikunterrichts durch integrative Arbeit
- Streichinstrumente erschließen einen wesentlichen Teil unserer Musikkultur
- eine signifikante Verbesserung der sozialen Kompetenz
- eine Kompensation von Konzentrationsschwächen
- eine Förderung musikalischer Leistung und Kreativität
- eine Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit
- eine Reduzierung von Angsterleben
Kennzeichen der Instrumentalförderung am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium
- Die Schüler werden nicht zu einer Streicherklasse zusammengefasst. Dadurch soll eine Elitenbildung verhindert werden, die positiven Auswirkungen der Förderung sollen in allen Klassen Wirkung haben (Instrumentalschüler als Multiplikatoren, nicht nur im Musikunterricht).
- Dieses Modell passt zur gesamtpädagogischen Leitlinie der Schule (Einsteinwerkstatt, keine billingualen Klassen, breites Differenzierungsangebot in der Mittelstufe),
- hat aber organisatorische Nachteile (Stundenplan, ...)
- Der normale Musikunterricht wird nicht beschnitten.
- Die Auswahl erfolgt nicht ausschließlich nach der Willensbekundung der Eltern oder Schüler: Im Alter von 10 oder 11 Jahren, mit dem die Fünftklässler bei uns eintreffen, ist es für das Erlernen eines Streichinstrumentes schon fast zu spät, ideales Eintrittsalter für Streichinstrumente ist nachweislich zwischen 4 und 6 Jahren.
- Neben der bekundeten Motivation wird in einer kurzen Einschätzung die Hörfähigkeit und die Flexibilität der Gelenke eingeschätzt. Die Anforderungen an die Feinmotorik und die Intonationsfähigkeit sind auf Streichinstrumenten von Beginn an besonders hoch und daher nicht ohne Weiteres von Schülern im Alter von 10 Jahren in diesem Modell leistbar. Es geht nicht darum, besonders talentierte Schüler auszuwählen, sondern Frustrationen der Schüler zu vermeiden.
- Die Instrumentenvorstellung und -erprobung erfolgt durch Hern Varga im Musikunterricht während der ersten Wochen des Schuljahres.
- Die Kinder erhalten einmal in der Woche 30 oder 45 Minuten lang Instrumentalunterricht von einer erfahrenen Lehrkraft der Musikschule in Gruppen von 3 bis 5 Kindern.
- Zu den Schulkonzerten (Steinkonzerten, ca. zweimal im Jahr) werden im Gruppenunterricht eigens arrangierte Stücke vorbereitet, die dann gemeinsam mit dem stringendo - Streichorchester geprobt und aufgeführt werden.
- Die Teilnahme der Förderung ist ein Schuljahr lang verpflichtend, in dieser Zeit werden folgende Leistungen geboten:
- ein Leihinstrument im Wert zwischen 250 und 1500 Euro, gewartet und versichert
- Unterricht im Anschluss an den normalen Schulunterricht in den Musikräumen des FSG
- wöchentlich Kleingruppenunterricht
- Konzertbeteiligung inkl. Probenarbeit
- Notenständer, Notenmaterial, Playback-CDs
- keine zusätzlichen Termine und Fahrten für die Eltern
- Die Finanzierung der laufenden Kosten werden durch einen Elternbeitrag gedeckt von ca. 28 Euro pro Monat und durch eine Leihgebühr (Versicherung und Wartung) von ca. 7 Euro pro Monat. Die genauen Kosten sind von der Zusammensetzung der Gruppen abhängig, und werden jährlich neu festgelegt.
- Die Stiftungserlöse dienen dem Ankauf bzw. dem Mietkauf von Instrumenten bzw. der Instandsetzung von vorhandenen Instrumenten der Musiksammlung. Dabei wird Wert auf hochwertig klingende Instrumente gelegt, da diese im Besitz der Schule viele Jahre im Leihbetrieb verbleiben und sich auch auf die Klangfülle des Orchesters auswirken.
- Nach dem verpflichtenden Jahr Unterricht kann mit der Instrumentallehrkraft der Unterricht in den Räumen der Schule in verschiedenen Varianten kostenpflichtig weitergeführt werden. Der Förderverein und die Schule beteiligen sich dabei weder an der Organisation noch an der Finanzierung.
- Wenn ein Instrument von der Schule weiterhin verliehen wird oder Unterricht in den Musikräumen stattfindet, ist die Teilnahme im stringendo-Streichorchester verpflichtend. Es wird aber empfohlen, sich um ein eigenes Instrument zu bemühen.
Personal / Kooperationspartner
Zu Beginn des Projektes wurde der Unterricht von Lehrkräften der Musikschule Lünen sichergestellt. Zu einer Zeit, als die Musikschule Lünen selber durch Sparmaßnahmen von der Schließung bedroht war, ist der Unterricht durch Honorarvereinbarung Lehrkräften und dem Förderverein sichergestellt worden. Abel Varga übernimmt die Information, Werbung und Auswahl der Schüler, die Elternarbeit, die Etatabwicklung, kleinere Wartungsarbeiten, Reparatur- und größere Wartungsvergabe an einen Geigenbauer, Neuanschaffung von Instrumenten, die Zusammenarbeit mit den Förderverein und natürlich die musikalische Leitung des stringendo-Streichorchesters und des Gesamtorchester aus stringendo & windaction.
Durch die Schließung der Musikhochschule Dortmund ist das Angebot an freien Instrumentallehrer in der Umgebung beschränkt. Zu Beginn war das Modell auf Geigen und Bratschen beschränkt und konnte dann auch auf das Instrument Cello ausgeweitet werden. In fester Planung ist die Ausweitung auf das Instrument Kontrabass, dass rein organisatorisch durch seine Größe für ein solches Projekt besondere Herausforderungen birgt.
Die Musikschule ist inzwischen wieder so weit gefestigt, dass wir wieder den bei uns neu geschaffenen Bereich Blasinstrumente auf die Lehrkräfte dort bauen können und unsere gemeinsame Arbeit Anfang 2017 durch einen Kooperationsvertrag besiegeln konnten. Nach Klasse 5 wechseln die Jordan-AG-Teilnehmer in den Kernbereich der Musikschule.
Aus dieser Kooperation wird auch die Big Band windaction musikalisch geführt, die ursprünglich von Michael Frey 2011 gegründet, nun von Guido Wellers von der Musikschule Lünen geleitet wird. Organisatorisch bleibt die BigBand in der Hand der Schule.
Das gesamte "Streicher"-Konzept ist auch auf den Bläser-Bereich seit 2011 ausgeweitet worden. Für den organisatorischen Bereich der Bläser ist seit 2016 Manuela Boenigk zuständig, die auch eine eigene BläserAG, brasStones gegründet hat, um die vielen Interessenten im Bläserbereich an das gemeinsame Zusammenspiel heranzuführen.
Räume
Die Instrumente werden in der Musiksammlung bis zum Unterrichtsbeginn gelagert. Der Unterricht findet ab 13.30 Uhr bis 17 oder 18 Uhr in einem der beiden Musikräume statt. Durch die Ausweitung auf Bläser werden verstärkt auch angrenzende Klassenräume genutzt.
Die Orchesterprobe für stringendo findet einmal wöchentlich für 70 Minuten freitags in der Schulaula statt. Dabei werden die Instrumente schon vor der Probe gestimmt. Die BigBand windaction probt ebenso wie die brasStones im Musikraum wöchentlich 45 Minuten. Regelmäßig werden an beiden Tagen aber auch gemeinsame Proben für die sinfonischen Werke durchgeführt. Die Bläser von brasStones proben freitags im Musikraum 1.
Lehrplankompatibilität
Der Lehrplan unserer Schule wird durch die Instrumentalförderung zwar unterstützt, kann aber auf Grund der Erfordernisse z.B. im Anfangsunterricht von Streichinstrumenten nur in Teilen verzahnt werden. So erfahren die Instrumentalschüler den Nutzen der erlernten Fachsprache des Musikunterricht regelmäßig und haben einen intensiven und affektiveren Zugang zu den musiktheoretischen Inhalten. Während z.B. auf der musiktheoretischen Seite im Klassenunterricht zunächst Stammtöne (c,d,e,...) besprochen werden, spielen Streicher auf Grund instrumentalmethodischer Erfordernisse sofort mit Vorzeichen (fis, cis,...).
Hingegen verzahnen wir das Potential von Unterrichtsreihen, die eine Verzahnung von Spielstücken (oft reduzierte Arrangements von bekannten Stücken) regelmäßig.
Repertoire und Auftritte
Die StreicherAG der Klasse 5 arbeitet nach dem „Essential Elements“ - Lehrwerk (Allen, Gillespie, Hayes). Dieses Lehrwerk enthält neben der instrumentaltechnischen Methodik verknüpfende Inhalte zur Musiktheorie. Für die gemeinsamen Auftritte mit dem stringendo-Orchester werden in der Regel Stücke aus diesem Lehrwerk mit einem Arrangement angepasst, so dass die beiden Formationen gemeinsam spielen können. Aber auch die Anfänger bilden ein gemeinsames Orchester stringendino und haben einmla im Jahr auf den Steinkonzerten ihren großen Auftritt.
Das Repertoire des stringendo-Orchesters wird bestimmt von einfacheren Werken aus dem Barockzeitalter (Vivaldi, Torelli,...) und an das Streichorchester angepasste Stücke aus dem Bereich Pop, Rock und Filmmusik (I will follow him, Pirates of the Carribian,...). Dabei wird das Orchester durch Schüler aus der BandAG ergänzt (Schlagzeug, Bass). Die Klavier-/ Cembalostimme ist ständig besetzt, um eine klangliche Orientierung zu bieten.
Ein wiederkehrendes Element der Streicher sind die „Fiddle“-Stücke. In diesen Stücken sind drei Schwierigkeitsgrade eingearbeitet, so dass vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen sich jeder zurecht findet. Diese Stücke werden regelmäßig aufgelegt und gehören zum festen Repertoire des Orchesters, um einen Stimmenwechsel und somit Fortschritte bei den Schülern spürbar zu machen. Um das häusliche Übern zu unterstützen, bekommen die Schüler eine an ihre Stimme angepasst Playback-Version der Stücke (per Mail, Homepage). Hier können die Schüler ihre Stimme besonders deutlich hören und auch mitspielen, so dass die Übemotivation gesteigert wird.
Das BigBand-Repertoire beginnt bei der klassische Swing-Ära bis hin zu aktuellen Arrangements.
Wenn stringendo und windaction gemeinsam Musik machen, erklingen seit einigen Jahren orchestrale, sinfonische Klänge, die sowohl für die Schüler, für das Publikum als auch für die Lehrer den Höhepunkt der instrumentalen Bemühungen darstellen. Zur Zeit ist dieses Orchester das einzige und größte Orchester Lünens dieser Art. Auf dem Repertoire stehen neben angepassten Werken der klassischen Orchesterliteratur vor allem die bei Schülern und Publikum beliebte Filmmusik. Am Ende der SteinKonzert wird es dann gigantisch, da dann auch noch die beiden Chöre (ChorAG & Schüler-Eltern-Lehrer-Chor) der Schule mit auf die Bühne kommen und Klassiker der Popliteratur die Aula füllen.
Einmal im Jahr fahren alle Musik-AGs und Ensembles (mehr als 200 Teilnehmer) z.B. in die Jugendburg Gemen, zur Wewelsburg, zum Biggesee oder zum Altenberger Dom. Neben der intensiven Probenarbeit kommen hier auch das gesellige Miteinander und der musikalische Austausch nicht zu kurz. Am Ende präsentieren alle ihre Ergebnisse bei einem „Hauskonzert“. Die Fahrt bereitet die SteinKonzerte vor, die einige Tage danach in der Aula stattfinden.