In der Klasse 9 fährt die gesamte Jahrgangsstufe zum Skifahren nach Fügen im Zillertal. In der Regel fahren zwei der vier Parallelklassen gleichzeitig; die erste Fahrt beginnt meistens direkt im Anschluss an die Weihnachtsferien, eine Woche später lösen die anderen beiden Klassen die erste Gruppe ab. Seit 2006 ist der Pachmairhof in Uderns unsere Unterkunft. Von dort geht es mit dem Skibus ins Skigebiet Hochfügen, das mit seiner hochalpinen Lage von 1500 bis 2500 m sehr schneesicher ist.
Der sogenannte Skischullandheimaufenthalt hat an unserer Schule eine lange Tradition, die von dem ehemaligen Sport- und Mathematiklehrer Bernd Klisa ins Leben gerufen und mit enormem Engagement bis kurz vor seiner Pensionierung fortgeführt wurde. Seit Ende der 1970er Jahre findet die Fügenfahrt regelmäßig statt – in den ersten Jahren fuhren die Schüler sogar in der Klasse 9 und in der Klasse 10, und zwar jeweils zwölf Tage lang!
Als Unterkunft diente die legendäre Pension Ausserladscheiter in Kleinboden, ein Familienbetrieb, der von der sehr geschäftstüchtigen und äußerst resoluten Wirtin Paula geführt wurde. Bis Mitte der Neunziger Jahre waren wir in jedem Jahr in diesem urigen Gasthof, lernten alle Familienmitglieder kennen und es entstand ein sehr herzliches Verhältnis zu allen Beschäftigten. Unvergesslich bleibt allen Teilnehmern der Skifahrt das Bild von Paula, die mit hohen Absätzen höchstens 1,60 m maß, wie sie mit der großen Suppenschüssel den Aufenthaltsraum betrat und jedem Schüler „a Suppa“ aufnötigte.
Paula konnte engelsgleich singen und Harfe spielen – wenn Schüler die massive Holztreppe runter polterten oder ihre Suppe verschmähten, wurde sie jedoch zur Furie und schreckte nicht einmal vor körperlicher Züchtigung in Form von Nackenschlägen zurück, wenn ihre eingeschränkte Reichweite das erlaubte.
Gerne machten die Schüler Streiche, indem sie die Zimmernummern vertauschten, was zwei Schülern beinahe zum Verhängnis geworden wäre: Bei deren Doppelzimmer wurde nämlich die Zimmernummer mit dem Toilettenzeichen vertauscht, und zwar genau am Abreisetag. Das hatte zur Folge, dass dieses Zimmer morgens nicht geweckt wurde. Daher verschliefen Andreas K. und Michael W. und der Bus fuhr trotz mehrmaligen Durchzählens (von Herrn Heinz S.) ohne die beiden ab.
Erst am Grenzübergang Kiefersfelden wurde der Verlust registriert: Paula hatte nämlich die Grenzbeamten telefonisch angewiesen, den Bus aufzuhalten bis Schwager Stanis, der ein Taxiunternehmen leitete, die beiden Schüler an der Grenzstation abgeliefert hatte. Seit diesem Ereignis wird beim Nachzählen am Abreisetag das Vieraugenprinzip angewendet.
Der damalige Schulleiter Herr Neugebauer hatte erst Wochen später von dem Vorfall erfahren, und zwar aus dem Radio. Irgendjemand hat diese köstliche Anekdote wohl an einen Radioreporter weitergeleitet.
Nach Paulas Tod wurde der Gasthof noch einige Jahre von Paulas Nichte Sylvia weitergeführt, bis an der Stelle des mittlerweile sehr maroden Gasthofes ein modernes Appartementhaus entstand.
Die nächste Unterkunft war der Gasthof Steiner, der nur wenige 100 Meter von der Pension Ausserladscheiter vis-à-vis der idyllisch gelegenen St. Pankraz Kirche in Kleinboden lag. Der Gasthof wurde von der eleganten Wirtin Rosemarie geführt, Ehemann Georg arbeitete als Koch und bereitete Mahlzeiten zu, die sich mehr an den Essgewohnheiten unserer Schülerinnen und Schüler als an der traditionellen österreichischen Küche orientieren. Die Zimmer sind um einiges komfortabler als bei Paula, es steht ein großer Aufenthaltsraum zum Essen und für gemeinsame abendliche Aktivitäten zur Verfügung und die Lage ist optimal:
Direkt nebenan liegt die Eisbahn, die bei ausreichenden Minustemperaturen gern zum Eisstockschießen genutzt wird und neben der Eisbahn endet die Rodelbahn, eine mehrere Kilometer lange Serpentinenstraße. Für viele Schüler und auch für viele Lehrer waren die nächtlichen Rodelpartien von der Jausenstation „Seehüter“ bis zur Eisbahn die wahren Highlights der Skifahrten. Um bei den oft als Doppelsitzer-Rennen ausgetragenen Schlittenfahrten erfolgreich sein zu können, benötigte man in den Kurven eine ausgefeilte und mit dem Partner abgestimmte Technik und auf den langen Geraden viel Mut um die hohen Geschwindigkeiten erst kurz vor der nächsten Kurve abzubremsen. Bei den rasanten Schlittenrennen ist glücklicherweise nie jemand zu Schaden gekommen - außer dem einen oder anderen „Rodel“, wie das Gefährt im Zillertal genannt wird, der in einer Kurve mit voller Wucht auf die Leitplanke gekracht war, nachdem die Rodler rechtzeitig abgesprungen waren.
Leider liegt schon seit Jahren nicht mehr genug Schnee, um diese Naturrodelbahn nutzen zu können.
Der Gasthof Steiner wurde im Laufe des Jahres 2005 in ein Gästehaus allein für Bedienstete umliegender großer Hotels umgewandelt, so dass wir erneut „umziehen“ mussten, und zwar zum Pachmairhof nach Uderns.
Gegenüber den beiden ersten Pensionen kann man bei dem von Franz und Helga Mair geführten Pachmairhof von einer richtig luxuriösen Unterkunft reden. Die Zimmer sind modern eingerichtet, jedes besitzt ein eigenes Bad und auch die großen Sechser-Zimmer bieten so viel Raum, dass sich die Schülerinnen und Schüler eine Woche lang wohlfühlen können. Außerdem wohnt man mitten in Uderns – nur ein paar hundert Meter vom Hofer (dem österreichische Aldi) und vom Lidl entfernt, wo sich alle bequem und preisgünstig mit Getränken und Süßigkeiten eindecken können.
Der gravierendste Unterschied ist jedoch das Essen: Man kann sich die Mahlzeiten an einem sehr reichhaltigen Buffet selbst zusammenstellen; die Auswahl ist jeden Tag so vielfältig, dass fast immer für jeden etwas Leckeres dabei ist. Außerdem kann man sich während der Mahlzeiten an den Getränkeautomaten selbständig mit Säften oder Softdrinks versorgen.
So sind mittlerweile auch die „verwöhnten“ Schülerinnen und Schüler mit der Unterkunft und der Verpflegung ausgesprochen zufrieden - die Rahmenbedingungen für einen gelungenen „Skischullandheimaufenthalt“ könnten also besser nicht sein.